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sursulapitschi

Posted on 27.3.2021

Takis Würger schreibt offensichtlich gerne Bücher, die polarisieren. Und während ich bei „Stella“ noch der Meinung war, man tut ihm furchtbar unrecht, hat mich sein neustes Werk nicht so sehr begeistert. Es geht um Noah Klieger, ein Mann, der durch Zähigkeit, Witz und Wagemut Ausschwitz überlebte, der die Ausreise vieler Juden organisierte und selbst auf der Exodus nach Israel reiste, der scheinbar immer da war, wo Geschichte geschrieben wurde und dessen Leben einen erschütternden, abenteuerlichen Film abgäbe. Er ist ein wichtiger Zeitzeuge, der gar nicht oft genug gehört werden kann. Hier muss man aber unbedingt Noahs berührende Geschichte vom Buch getrennt betrachten. Inhaltlich ist das Buch ein Mustread, über die Darreichungsform lässt sich allerdings streiten. Takis Würgers Stil ist minimalistisch, arbeitet mit Andeutungen und tatsächlich muss man nicht auswalzen, was jeder weiß. Das funktioniert auch ganz wunderbar am Anfang des Buches. Gemeinsam mir Noah durchleidet man Ausschwitz und hat das Gefühl, mitten im Lager dabei zu sein. Kleine treffende Details zeugen vom Grauen. Danach geht es dann im Galopp durch Noahs Leben, eine Liaison mit der Dänin dauert gerade mal eine Seite, die Eltern trifft er nach dem Krieg in der Bahn. Punkt. Auf der Exodus halten wir uns wieder ein bisschen länger auf, allerdings wird auch das extrem gestrafft, Hintergründe gibt es ja schließlich bei Google. So ein Telegramstil bedeutet, dass es kein Dekor, kaum Emotionen und knappste Dialoge gibt und bewirkt, dass man Noah selbst kaum nahekommt. Er wandert als Schemen durch die eigene Geschichte, ewig schade. Natürlich ist es wichtig, dass solche Geschichten erzählt und gelesen werden. Es ist auch gut, wenn dazu neue Mittel ausprobiert werden, nur ist dieser Ansatz wohl Geschmackssache. Es liest sich wie im Fluge, das schon, aber ist das ein Qualitätsmerkmal? Ich hätte mir bei einem derart reduzierten Text eine kunstvollere Sprache gewünscht, streckenweise ist es sehr schlicht geschrieben und wirkt mit der Zeit monoton. Und dann ist Noahs Geschichte auch einfach viel zu groß für eine so knappe Seitenzahl, dazu braucht es vermutlich einen dicken Dreiteiler. Ich hätte diesen erstaunlichen Menschen sehr gerne näher kennengelernt. Man findet ihn leicht im Netz, natürlich, aber ich hatte erwartet, ihn hier im Buch zu finden.

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