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Amerika in naher Zukunft – die religiös fundamentalistische, frauenfeindliche Bewegung der „Reinen“ hat dort nun das Sagen. Frauen dürfen nicht mehr arbeiten und nur noch 100 Worte pro Tag sprechen. So kommt es, dass Jean McClellan, eine studierte Linguistin und Wissenschaftlerin, diesen Beruf nicht mehr ausüben darf und auch Ihre Tochter in der Schule nur noch das nötigste beigebracht wird. VOX wirkt so als hätte sich die Autorin stark von „der Report der Magd“, ich nenne es mal, inspirieren lassen. Vieles an der Handlung erinnert an den Klassiker von Magarete Atwood und auch zu 1984 habe ich ein paar Parallelen entdeckt. An sich nichts schlimmes, wäre das ganze hier nicht so unoriginell. Die Geschichte war vorhersehbar und gerade am Ende ging alles viel zu schnell, als ob die Autorin keine Zeit mehr gehabt hätte, wodurch einiges dann doch etwas unklar blieb. Auch die Zeitsprünge, die zuweilen unstrukturiert und plötzlich wirkten, fand ich nicht sehr gelungen. Jean McClellan, die Protagonistin, ehemals komplett unpolitisch, ergreift nun Ihre Chance um etwas am System zu ändern, handelt dann aber immer wieder ziemlich naiv und war für mich allgemein nicht wirklich die starke Frauenrolle, die ich mir in dem Buch gewünscht habe und die, die es gab haben alle leider eher untergeordnete Rollen gespielt. Ebenso haben die restlichen Charaktere farblos, platt und klischeeüberladen gewirkt, wie z.B. Lorenzo der wohl sämtliche italienischen Klischees erfüllt hat. Zudem wirkt die Erzählung ungelenk und ergibt im ganzen kein wirklich schönes Bild. Die Sätze waren oftmals unzusammenhängend und mit einer Menge unnötiger Details und Informationen ausgeschmückt. „VOX“ von Christina Dalcher ist zwar spannend und rasant, mit aktuellem Bezug, aber meiner Meinung nach einfach eine schlechtere Version von „der Report der Magd“, die nicht sonderlich gut erzählt wurde und viel konstruiert wirkt. Ein Buch, das so gar nicht mein Fall ist, auch wenn sich beim lesen oft ein beklemmendes Gefühl eingestellt hat.