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mrstrikehardt

Posted on 25.3.2021

Der Verlag wirbt zwar mit Claude Lévi-Strauss, dabei spielt er noch seine Wissenschaft in dem Buch eine Rolle. Im Zentrum stehen Franz Boas und seine "Schülerinnen" Margarat Mead, Zora Neale Hurston, Ella Cara Deloria und Ruth Benedict. Es werden noch weitere genannt, doch Charles King konzentriert sich vor allem auf diese vier beeindruckenden Frauen. Sie haben trotz enormer Widerstände und Vorurteile (ohne selbst von ihnen gänzlich frei zu sein), die Anthropologie neuerfunden und nachhaltig geprägt. Sie haben Begrifflichkeiten seziert und aufgezeigt, dass der Mensch vielmehr ist als seine Gene. Dass "natürliche" Verhaltensweisen und Moralvorstellungen eben nicht natürlich, sondern kulturell geprägt sind. Keine Kultur ist per sé besser als die andere (vor allem nicht die "westliche"), sie handhaben das Zusammenleben unterschiedlich, Möglichkeiten werden für die Gesellschaftsmitglieder erzeugt oder verhindert. In der Rückschau wirkt es dann immer als hätte die und die Gesellschaft/ Nation nur diesen einen Weg einschlagen können. Es hätte aber ganz anders kommen können. Der dadurch erzeugte Kulturrelativismus ist nicht eine Entschuldigung für alles "Gute und Böse", die innerhalb einer Gesellschaft passieren. Er kann nur ein Ausgangspunkt sein für Verstehen und darauf aufbauend für Veränderungen. Denn Gesellschaften und Menschen sind gemacht aus Geschichte. Diese Geschichte(n) gilt es aufzuspüren, auch um die eigenen kulturell geprägten Einstellungen sichtbar zu machen. Würde dieser bescheidene aber nicht unbedingt leicht umzusetzende Ansatz/ Anspruch von allen Menschen verinnerlicht werden, wäre schon viel gewonnen.

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