Glitzer
„Ich habe das Gefühl, ich kann ich selbst sein, wenn ich mit dir zusammen bin.“ (Jason zu Rachel in Shine) Worum geht’s? Für ihren großen Trau, in einer K-Pop Girlband zu debütieren, ist Rachel mit ihrer kompletten Familie im Alter von 11 Jahren nach Seoul gezogen und besucht seit fast 7 Jahren nunmehr die Ausbildungsakademie von DB Entertainment. Zwischen Drill, Tränen und Talent muss sich Rachel beweisen. Doch auch andere wollen debütieren, allen voran Mina. Und die strengen Regeln der Industrie machen Rachel das Leben noch schwerer, als sie auf Jason trifft. K-Pop-Superstar und charmanter Herzensbrecher… Shine ist Band 1 einer Reihe, nicht in sich geschlossen und wird mit Band 2 (im Englischen Bright) fortgesetzt. Schreibstil und inhaltliche Hinweise Das Buch ist chronologisch aufgebaut. Das Buch wird ausschließlich von Rachel in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich und auch jugendgerecht. Im Text enthalten sind teilweise koreanische Worte oder Begrifflichkeiten aus dem Kpop-Genre, welche nicht erklärt werden, aber aus dem Zusammenhang verständlich sind. Meine Meinung K-Pop und ich haben eigentlich keine Berührungspunkte. Abgesehen davon, dass ich das Thema und die Industrie sehr interessant finde. Schon aus diesem Grund las ich vor einigen Wochen das Buch K-Pop Confidential, welches mich überzeugen konnte. Auf Shine war ich jetzt vor allem gespannt, da die Autorin selbst Mitglied einer K-Pop Girlband gewesen ist und ihre Einblicke somit eigentlich noch näher und echter sein könnten. Leider muss ich aber sagen, dass Shine das Potenzial hatte zu glänzen, es in meinen Augen aber nicht tat. Im Fokus der Geschichte steht Rachel, die in Amerika geboren wurde und mit 11 Jahren nach Seoul kam. Ihre Mutter ist gegen ihre Ausbildung bei DB und hat somit von ihr verlangt, dass Rachel unter der Woche normal zur Schule geht. Aus diesem Grund trainiert sie nicht wie ein Großteil der anderen Trainees regelrecht rund um die Uhr. Die Labelchefs sehen etwas in ihr, weshalb ihre Leistung immer wieder besonders hervorgehoben wird und sie teilweise Freiheiten hat, die die anderen nicht kriegen. Das führt natürlich hin und wieder zu Streitigkeiten, insbesondere mit Mina, der Tochter eines der größten Unterstützer von DB Entertainment. Eines Abends stolpert Rachel Jason Lee in die Arme, großer K-Pop-Superstar, lustig, charmant und irgendwie bodenständig. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und zunehmend flattern die Schmetterlinge in Rachels Bauch. Doch immer wieder wird ihr vor Augen geführt, dass strenge Regeln gelten: Keine Dates! Für die Fans muss man perfekt sein, seine Zeit nur in die Musik investieren und darf auf keinen Fall jemanden an der Seite haben. Rachel ist hin und hergerissen. Und dann überschlagen sich alle Ereignisse und Rachel muss sich fragen, ob ihr Traum, Idol zu werden, wirklich das ist, was sie will. Ich muss gestehen, dass es ein wenig gedauert hat, bis mich das Buch catchen konnte. Von Anfang an spielt die Geschichte in Seoul und begleitet Rachel durch ihren Alltag. Interviewtraining hier, stundenlanges Tanztraining dort, Zeit mit Freundinnen verbringen, bei ihrem Vater in der Boxhalle sein – es passiert viel. Aber irgendwie war ich komisch verwirrt von Rachel, die so sehr für ihren Traum kämpfen will, aber im Vergleich zu den anderen Trainees deutlich weniger dafür macht. Das führt im Laufe des Buches leider auch immer wieder zu Frust, denn Rachel kommt mit ihrer Sonderstellung regelmäßig durch. Das hat leider einige Sympathiepunkte schwinden lassen. Wenn man sieht, wie hart die anderen teilweise trainieren, dann ist es schon bitter, dass Rachel oft bevorzugt wird, weil der Chef sie mag. Wiederum meckert Rachel aber oft rum, wie schwer sie es hat - während sie zuhause bei ihrer Familie leben kann, die anderen Mädels aber im Wohnheim zusammengepfercht sitzen. Leider wird es auch bei den anderen Charakteren nicht unbedingt besser. Blass, stereotypisch – Mina ist das reiche Mädchen, was unter dem Druck ihres Vaters leidet, dazu gibt es einige ihrer Anhängerinnen, die natürlich fleißig mitmobben. Wobei Mobbing? Einige der Punkte, die die Mädels ansprechen, sind auf jeden Fall richtig, die Art und Weise aber nicht unbedingt. Auch Jason ist der typische Good Sweet Poster Boy, der mit seinem Lächeln alle Herzen bricht. Seine angedeutete Hintergrundgeschichte bleibt in diesem Teil auf jeden Fall unbeleuchtet. Es gibt keine wirkliche Charakterentwicklung und die Verbindungen der Figuren untereinander sind flüchtig und instabil. Die Einblicke in die Ausbildung bei DB sind in meinen Augen eher rar gesäht – vor allem, wenn ich das Buch mit anderen Büchern des Genres vergleiche. Das könnte auch daran liegen, weil Rachel eben nicht so viel Zeit bei DB verbringt. Leider war aber genau das einer der Punkte, den ich mir erhofft habe: Einblicke in die Ausbildung direkt aus der Erfahrung von einer, die es durchgemacht hat. Denn die Autorin war ja selbst erfolgreiches K-Pop Idol. Aus den Medien und anderen Büchern wieß ich, wie hart es ist. Ich hatte auf diese echten Erfahrungswerte gehofft. In dieser Hinsicht wurde ich leider nicht so zufrieden gestimmt. Klar gibt es immer wieder Einblicke (und teils wirklich grausame und brutale), aber der Fokus liegt woanders. Das Problem war bei mir nur leider, dass ich nicht wusste, wo eigentlich. Das Buch hat zwischendurch immer wieder Längen und ich gestehe, dass es öfter Momente gab, wo ich quergelesen habe, vor allem, wenn Rachel ihre „Außerhalb“-Freundinnen trifft. Es ist so komisch, dass darüber gesprochen wird, wie hart das Training ist, wie wenig Zeit Rachel aber, sie aber gleichzeitig permanent irgendwelche Erlebnisse hat oder unterwegs ist. Es fühlte sich unrund an. Irgendwann nimmt das Buch Fahrt auf, als es darum geht, einen ersten Erfolg verbuchen zu können. Ab hier wird auch die Liebesgeschichte relevanter. Kombiniert mit ein wenig Zickenkrieg, elterlichen Interventionen, ein bisschen Freundinnenspaß und etwas Erfolgsdruck hat man insgesamt eine gute Mischung, aber wirklich abholen konnte es mich nicht. Ein zentrales Thema ist immer wieder das in der K-Pop-Welt stets beliebte „Kein Dating“. Von Anfang an kriegt Rachel das regelrecht eingeprügelt und durch die Beispiele von einigen anderen Mädels, die dann fallengelassen wurden, erfährt sie auch die Wichtigkeit der Regel. Immer wieder hinterfragt sie, was der Sinn dahinter ist. Als sie auf Jason trifft und es langsam beginnt, zwischen beiden zu prickeln, wird es also entsprechend kompliziert. Die Liebesgeschichte der beiden ist durchaus süß. Vielleicht hin und wieder etwas zu perfekt, zu übertrieben und auch hier fehlt es definitiv an Tiefe, aber trotzdem ist sie niedlich. Warum die beiden sich zueinander hingezogen fühlen, wurde mir zwar nicht klar, aber es funktioniert auf eine gute Art. Durch die Enthüllungen, die sich im Laufe des Buches auftun, gerät das Ganze aber zunehmend ins Schwanken. Mit der Thematik geht aber noch etwas einher: Die Ungerechtigkeit. Denn Rachel stellt schnell fest, dass DB seinen männlichen Künstlern deutlich mehr durchgehen lässt als den Mädchen. Es ist eine Anklage, die die Autorin da zwischen den Seiten versteckt. Die Mädchen werden regelmäßig gewogen, die Jungs dürfen Burger essen. Die Jungs werden von den Fans angeschmachtet, die Duettpartnerinnen verteufelt und beleidigt. Geht es Rachel schlecht, interessiert es niemanden, aber kaum sagt Jason ein Wort, springen alle. Es ist eine traurige Erkenntnis, die ich aus diesem Buch mitnehme, denn ich bin mir sicher, dass die Autorin das Thema nicht aus Spaß eingebaut hat. Die K-Pop-Welt ist kompliziert. Das zeigt sich auch im letzten Drittel des Buches. Bis dahin fand ich die Geschichte wirklich fade, austauschbar und sie hat mich nicht vom Hocker gerissen. Jetzt aber überschlagen sich die Ereignisse ein wenig und es gibt einige überraschende und schockierende Enthüllungen. Es ist ein bisschen Gossip Girl, jede Menge Drama, Intrigen, Erpressung und Geheimnisse. Das Ende selbst war dann vorhersehbar und warf bei mir recht viele Fragezeichen auf, die hoffentlich in einem Band 2 geklärt werden können. Einige Ideen fand ich fast schon widersprüchlich zur eigentlichen Narative. Ich mochte die Gedanken dahinter, weiß aber nicht, ob das wirklich so logisch und glaubwürdig ist. Wirklich retten konnte das letzte Drittel meine Gefühle zu dem Buch aber leider sowieso nicht. Die Geschichte wirkte teilweise einfach zu wirr und planlos, es fehlte an Tiefe und Nachvollziehbarkeit und schwankte zwischen das taffe Mädchen und das Mädchen von nebenan. Vielleicht liegt es auch daran, weil die Autorin hier ihr erstes Buch geschrieben hat, vielleicht wusste sie nicht, wie intensiv es werden kann und soll. Auf jeden Fall ist es eher ein Buch, was wie eine niedliche Fan-Geschichte wirkt. Vielleicht habe ich aber auch zu viel erwartet, wenn ich dachte, es wird ein realer, ehrlicher Einblick mit einer tollen Liebesgeschichte. Shine ist das auf jeden Fall nicht. Mein Fazit Shine ist ein lockeres Buch, was sich sehr gut lesen lässt und sicher einige K-Pop-Herzen begeistern kann. Mich konnte es leider nicht abholen. Ich hatte mehr erhofft und fand die Einblicke, die Shine gewährt, zu wenig. Die Liebesgeschichte ist ganz nett, aber ohne große Tiefe. Einzig die Wendungen im letzten Drittel des Buches konnte mir ein bisschen Freude entlocken. Man hätte in meinen Augen deutlich mehr aus dem Buch machen können. [Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]