Susanne Matiaschek
Endlich geht es mit Jula Ansorge und Matthias Hegel in die dritte Runde und es gab definitiv kein Halten für mich, so das ich es sofort lesen musste. Zum Schreibstil brauch ich nichts mehr sagen. Der ist einfach absolut packend und leicht verständlich. Dieser Band beginnt mit einer Szene, die nicht nur das Gefühl vermittelte, als würde ich ein Déjà vu erleben, zugleich spürt man einfach wie tief Jula durch das Erlebte traumatisiert ist. Das Erlebte lässt sich nicht kompensieren und vielleicht ist das, dass wahrlich grausame daran. Immer wieder Momente zu erleben, immer wieder erneut den Qualen und der hilflosen Ohnmacht ausgesetzt zu sein, möchte man sich nicht mal ansatzweise vorstellen. Aber es ist nur eine sanfte Einführung in das, was noch folgen wird. Ich liebe vor allem die Charaktere, die manchmal herrlich amüsant und erfrischend sind und vor allem mit dem berlinerisch immer wieder zum schmunzeln bringen. Besonders Elyas und Friedrich sind zwei Personen, die man eigentlich nicht recht ernst nehmen kann, die aber dennoch gerade durch ihre Art unglaublichen Eindruck hinterlassen. Man trifft hier viele aus den Vorgängern wieder an, was einem Gefühl von nach Hause kommen gleichkommt. Sie alle machen eine große Entwicklung durch. Manche sieht man kommen, andere nicht. Sie überraschen, legen die Fassade ab, hinter der sie sich gern mal verstecken. Und letztendlich muss man sich dabei fragen, wer man wirklich ist und wie weit man zu gehen bereit ist. Sie alle waren für mich absolut greifbar und lebendig. Ich konnte sie spüren, erleben, ihre Trauer, Angst, ihre innere Zerrissenheit und ihre Verletzlichkeit in mich aufnehmen. Denn letztendlich ist nicht jeder wie es scheint. Es liegen so viele Entscheidungen zugrunde, die verändern können und deshalb gibt es auch kein klassisches Böse oder Gut. Vielmehr ist es ein großer Weg den man beschreitet und man nie sicher sein kann, welche Abzweigung man nehmen wird. Die Story hat mich von Beginn an, wieder völlig in den Bann gezogen. Was nicht allein daran liegt, dass Jula und Hegel immer wieder aneinandergeraten. Viel mehr wird die Vergangenheit lebendig und fordert ihren Tribut. Das kann wehtun, aber manchmal ist dies vielleicht der einzig richtige Weg. Auf diesem Weg geraten Jula und Hegel nicht nur enorm an ihre Grenzen. Sie geraten unter Beschuss und müssen so einiges ertragen, was menschenunwürdig und einfach grausam ist. Die Methoden dahinter haben mich enorm fasziniert, denn die Kaltblütigkeit und gleichzeitig Subtilität dessen, haben mich beeindruckt und zugleich eisige Schauer über den Rücken gejagt. Der dritte Band ist ein perfides Katz- und Mausspiel ,bei dem nie völlig klar ist, wer die eigentlichen Fäden in der Hand hält. Die Richtungen werden so oft gewechselt, dass mir teilweise schon schwummrig wurde. Und gottverdammt, bis zum Ende bin ich nicht auf die Identität einer gewissen Person gekommen. Einfach weil man mit so faszinierenden Details der Phonetik abgelenkt wird, das man darauf nicht achtet oder diesem keine Bedeutung beimisst. Aber Fakt ist, hier geht es nicht nur ordentlich zur Sache, auch die psychologischen Aspekte sind wieder herausragend gut ausgearbeitet. Ich war immer wieder verblüfft, wie geschickt alles miteinander verbunden wurde. Man hatte fast das Gefühl, diese Geschichte entwickelt ein Eigenleben, bei dem man nur als Zuschauer degradiert wird. Längst fällige Fragen werden beantwortet, Hintergründe aufgedeckt und die zwischenmenschlichen Aspekte haben mich an manchen Stellen sehr berührt. Denn die Trauer dahinter ist zum greifen nah. Adrenalingeladen, actionreich und voller Wendungen wird man dennoch zum Ziel geführt. Das ein halsbrecherisches Tempo vorlegt, bei dem man fast ein Schleudertrauma erleidet. Da wäre tatsächlich etwas weniger mehr gewesen, da für mich etwas zu häufig die Richtungen gewechselt wurden, was durchaus den Gedanken an die Glaubwürdigkeit aufkommen lassen kann. Dafür fand ich die Perspektivwechsel wieder absolut grandios, weil man so sämtliche Personen näher ergründen konnte. Das Ende ist absolut gelungen und lässt keine Fragen mehr aufkommen. Dennoch freue ich mich unglaublich auf den vierten Band, weil die Chemie zwischen Jula und Hegel einfach grandios ist und immer wieder für hitzige Wortgefechte sorgt und das belebt diese Story einfach ungemein. Jula ist einfach jemand, der für mich hier die gewaltigste Entwicklung durchgemacht hat. Viel erlitten, von Dämonen getrieben und dennoch nicht kleinzukriegen, dagegen kommt ein Herr Hegel nicht an. Dieses Duo schreit einfach nach mehr. Fazit: Im dritten Band rund um die Podcasterin Jula Ansorge und dem Phonetiker Matthias Hegel geht es ordentlich zur Sache. Und das in so halsbrecherischen Tempo, dass man fast ein Schleudertrauma erleidet. Ein Thriller, der sich auf die wichtigen Fragen fokussiert, aber dennoch die psychologischen Aspekte nicht außer Acht lässt. Längst überfällige Fragen werden beantwortet und die Vergangenheit bekommt endlich an Form und Gewicht. Ich bin wieder unglaublich fasziniert von dieser Bandbreite und kann es kaum erwarten, wenn die nächste Runde eingeläutet wird.