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buchgespenst

Posted on 21.3.2021

Mona kann den Abend nicht erwarten, denn wenn sie es geschafft hat den ganzen Tag zu schweigen, dann wird für sie der Weg zur Roten Burg frei. Die Rote Burg ist ihr großes Geheimnis Dort ist sie die Blaue Ritterin, umgeben von Bediensteten, die ihr ein eigenes Turmzimmer bauen. Sobald es fertig ist, kann sie für immer bleiben. In der realen Welt ist sie fast immer allein. Ihren Vater kennt sie nicht, ihre Mutter arbeitet als Ärztin und ist selten zu Hause, in der Schule hat sie keine Freunde. Doch eines Tages findet sie einen verletzten Vogel und nur mit Hilfe ihres Mitschülers Julius kann sie ihn pflegen. Dafür bedarf es allerdings Worte – und das besondere Turmzimmer beginnt zu bröckeln. Sie wird sich für eine Welt entscheiden müssen. Ein magisches Kinderbuch über Einsamkeit und Freundschaft, den Wert der Realität und die Kraft der Phantasie. Die wunderschönen oft düsteren Illustrationen von Ulrike Möltgen setzen die Traumlandschaft der Geschichte perfekt in Szene. Die Rote Burg ist faszinierend in ihrer phantastischen Ausgestaltung und der unterschwelligen Gefährlichkeit. Besonders faszinierte mich, wie komplex die Geschichte wurde. Erstaunlich viele Themen werden angesprochen und trotzdem entwickelt sich alles so natürlich, dass es nie überladen wirkt. Die zweifarbige Schriftgestaltung macht das Buch noch auf einer anderen Ebene zu einem außergewöhnlichen Leseereignis. Phantasie und Realität werden hier auseinanderdividiert, näher zusammengerückt bis sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Ich bin immer begeistert, wenn Geschichten auf vielen Ebenen in Szene gesetzt werden und die Druckgestaltung ist für mich etwas ganz Besonderes. Ein phantastisches Kinderbuch, das zwischen Märchenroman und bittersüßer Realität ein wunderbares Leseereignis ist.

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