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Buchdoktor

Posted on 20.3.2021

Da der Mensch Gebiss und Verdauungssystem eines anpassungsfähigen „Allesfressers“ hat, könnten wir unsere Essgewohnheiten ändern und unseren Fleischkonsum verringern. Aus verschiedenen Gründen scheint das jedoch leichter gedacht als getan zu sein. Christoph Drösser und Nora Coenenberg vermitteln ihrer Zielgruppe ab 8 Jahre, dass wir uns heute weniger vielfältig ernähren als Jäger- und Sammlervölker, die alles essen mussten, was sie sammelten, jagten oder fischten. Je wohlhabender die Menschen wurden, umso größer wurde ihr Fleischverbrauch, gleichzeitig verringerte sich offenbar die Wertschätzung für unsere Nahrung und die Arbeitsleistung der Menschen, die sie erzeugen. Über die Lebensbedingungen der Tiere, die wir essen, und speziell über ihr Lebensende findet sich hier eine Fülle von Informationen. Insbesondere gelingt es der Illustratorin Nora Coenenberg, Größen und Mengen bildlich darzustellen. Die 723 Hühner, die jeder von uns rechnerisch in seinen 80 Lebensjahren verbraucht, füllen eine ganze Buchseite. Dass zur Erzeugung von 100gr Fleisch die Fläche eines größeren Wohnzimmers nötig ist, um darauf die Nahrung des Tiers anzubauen, hat mich hier nachhaltig beeindruckt. Auf die Information, wo und wie Tierfutter angebaut wird, folgt bei den jungen Lesern des Buches sicher die Frage, wo Bewohner der Exportländer von Tierfutter nun ihre Lebensmittel anbauen sollen, wenn ihre Ackerflächen bereits belegt sind. Ein wichtiges Thema ist auch der Wasserverbrauch für Weidetiere und Futtermittel und natürlich die CO₂-Bilanz des Fleischkonsums in wohlhabenden Industriestaaten. Das Buch ist komplett auf farbigen Seiten gedruckt, die jedoch nicht alle leicht lesbar sind. Schwarze Schrift auf dunkelgrünem Hintergrund motiviert ungeübte Leser nicht gerade – ihnen könnte die Lektüre gern etwas erleichtert werden. In einem relativ dünnen Buch für sehr junge Leser werden zahlreiche Fragen zum Fleischkonsum aufgeworfen und beantwortet, die sich auf unser Verhältnis zu allen unseren Nahrungsmitteln erweitern lassen. Kritikern einer fleischlastigen Ernährung werden sicher weitere Punkte einfallen, die sie hier noch nicht befriedigend behandelt sehen. Für die Zielgruppe und ihre Lesekompetenzen finde ich das Buch erfreulich umfangreich. Christoph Drösser und Nora Coenenberg legen hier treffsicher ein Buch vor, das selbst unmotivierte Leser dazu bringen kann, ihren Eltern vorzulesen und die Erwachsenen abzufragen, wie viele der Infos sie vorher gekannt haben. Hervorzuheben sind die Illustrationen, die kindgerecht Mengen und Verhältnisse darstellen, Quellenangaben und Themenregister im Anhang und die direkte Fragestellung an Kinder, was sie und ihre Familie konkret ändern könnten.

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