phantastische_fluchten
Madeleine »Max« Maxwell ist mittlerweile eine feste Größe im St. Mary's Institut. Ihre anfängliche Schüchternheit und Unsicherheit hat sie abgelegt. Sie hat ihren Platz in der Welt gefunden. Die neue große Mission der historischen Abteilung soll dieses Mal nach Troja gehen. Davor soll Max jedoch einem ältlichen Professor einen Wunsch erfüllen und ihm einen Sprung ins 17. Jahrhundert ermöglichen. Ein langweiliger Job und ein erholsamer Ausflug, denkt jeder. Aber bei Max ist nichts langweilig oder vorhersehbar. Troja soll ihre letzte große Mission sein, danach möchte sie sich ins Privatleben zurückziehen. Aber der Auftrag läuft anders als geplant. Nicht nur, dass es Max nicht zurück zum »Pod« schafft, eine Spaltung geht durch das ganze Team, als Emotionalität gegen Rationalität steht. Darf man in das Geschehen eingreifen und Menschen retten, zu denen man eine Bindung aufgebaut hat oder muss man der Geschichte ihren Lauf lassen? Eine sehr schwierige Frage, an der Freundschaften zerbrechen können. Kommentar: Die ist der dritte Band über die Zeitreisen der unerschrocken und burschikosen Dr. Maxwell. Ich mag ihre freche und direkte Art, sie geht schnurstracks ihren Weg ohne groß Kompromisse einzugehen. Dieser Band teilt sich auch wieder in mehrere Geschichten auf, wobei der Sprung nach Troja den größten Part einnimmt und neue Facetten der Charaktere zeigt. Aber auch die Episode mit Professor Penrose und dem Besuch bei Isaac Newton oder der Ausflug nach Azincourt sind sehr spannend geschildert. Vor allem bei der Episode »Käserennen« habe ich sehr gelacht. Es zeigt die kindliche Naivität der Forscher, welche die ganzen Zeitreisen als einziges großes Abenteuer ansehen. Und obwohl sie auch Verluste erleiden, kann nichts und niemand sie von ihren Träumen und Idealen abbringen. Trotzdem muss ich sagen, dass mir als Leser die Entwicklung der Geschichte letztendlich zu abstrus war. Man kann nicht in die Details gehen, da es zu viel verraten würde aber zum Schluss habe ich nur noch den Kopf geschüttelt und gedacht »das ist des Guten zu viel«. Ich habe mir die Frage gestellt: »Wenn jemand aus der Zukunft in die Vergangenheit reist und dort stirbt, kann er denn jemals überhaupt in der Zukunft ankommen?« Ich fand hier doch einige Logiklöcher, die in anderen Zeitreise- Romanen nicht so offensichtlich sind. Aber wenn man nicht zu intensiv darüber nachdenkt, macht auch dieses Buch sehr viel Spaß. Der Schreibstil ist flüssig und die Idee der Autorin, den Fall Trojas anders zu schildern, ist sehr spannend und durchaus glaubhaft. Wir haben nichts als die Aufzeichnungen Homers zu diesem historischen Ereignis. Was wäre, wenn er subjektiv und übertrieben berichtet hätte? An dieser Episode hat ich sehr viel Freude, da ich einige Romane kenne, die dieses historische Ereignis behandeln und Jodi Taylor eine neue Facette einbringt. Wer kann schon sagen, was sich damals wirklich ereignet hat? Da das Team sehr lange in Troja lebt, knüpft es auch Kontakte zu den Einheimischen und zwei Kindern wachsen ihnen sehr ans Herz. Vor allem Chief Leon Farell, der für die Sicherheit zuständig ist, knüpft eine enge Verbindung zu dem Knaben Helios. Als Troja fällt steht das Team vor einem Dilemma. Ein Dilemma, das in vielen Romanen dieser Art eine Rolle spielt und auch in der TV Serie »legends of tomorrow« zu unbequemen Konsequenzen führt. Wie ein Stein, den man ins Wasser wirft und der Wellen erzeugt, so erzeugt das Eingreifen in die Geschichte, mag es noch so minimal sein, eine Veränderung. Ich habe gerade auch »der letzte Magier von Manhattan« gelesen, wo die Handlungen der Protagonistin dazu führen, dass sie in eine veränderte Gegenwart zurückkehrt. Jodi Taylor schreckt vor diesem Schritt zurück aber ihre erdachte Lösung finde ich persönlich nicht glaubhaft und zu sehr gebogen. Wie gesagt, ich kann nicht erklären wieso und warum, weil es das Ende verraten würde aber ich diskutiere gerne darüber, wenn ihr das Buch gelesen habt. Trotz dieses absurden Kniffes werde ich beim vierten Abenteuer wieder dabei sein, denn ich mag Zeitreisen und dieses Team ist einfach unglaublich. Ich habe oft überlegt, was meine Wahl eines Zieles in der Vergangenheit wäre, muss aber zugeben, dass ich die Bequemlichkeiten der Gegenwart zu sehr schätze um in der Vergangenheit leben zu wollen. Ein kurzer Besuch an Kleopatras Hof vielleicht. Fazit: Jodi Taylor schafft es wieder, den Leser mit auf abenteuerliche Zeitreisen mitzunehmen. Das Team wächst einem ans Herz und jeder Verlust schmerzt uns ebenso sehr wie ihnen. Auch wenn alle Konkurrenten sind und sich oft kindisch verhalten, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Eine spannende Serie, die man von Beginn an verfolgen sollte, da die Entwicklung der Charaktere eine große Rolle spielt.