Sarah Jørgensen
"Iva atmet" von Amanda Lasker-Berlin, erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt, ist eins meiner Indie-Highlights 2021. Seit 2005 laufen Verhandlungen, wie Namibia, einst von Deutschland besetzt und "Deutsch-Südwest" genannt, für die Kolonialverbrechen der Deutschen entschädigt werden kann. Deutschland besteht auf einer reinen finanziellen Entschädigung, während Namibia eine Anerkennung des Völkermords fordert. In "Iva atmet", einer Generationengeschichte, beginnt die Protagonistin Iva, Fragen zu ihrer Familiengeschichte zu stellen und dem Zusammenhang und der Koexistenz zwischen geliebten Groß- und Urgroßeltern und möglichen Verbrechen in der Kolonial- und Nazizeit nachzugehen. Eine kaum lösbare und schmerzhafte Auseinandersetzung beginnt. Iva fällt das Atmen schwer zwischen den schweigenden westafrikanischen Köcherbäumen, die mahnend ihr Elternhaus überschatten. Amanda Lasker-Berlin hat sich eines nahezu unschreibbaren Themas angenommen und einen feinfühlingen Roman über Schuld, kollektive Verdrängung und die Frage nach der Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen geschrieben, lebendig und packend.