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Glitzer

Posted on 20.3.2021

„Mein Herz. Hörte auf zu schlagen. Und zerbrach. Zerbrach in tausend Scherben.“ (Kennedy in Durch die kälteste Nacht) Worum geht’s? Kennedy steht vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Nach einem tragischen Verlust hat sie die wichtigsten Menschen ihres Lebens verloren. Jetzt zeigt auch nur ihr Ehemann sein wahres Gesicht. Kurzerhand flieht Kennedy zu ihrer Schwester, die sie in einem Haus im Örtchen Havenborrow unterbringt. Hier trifft sie auf Jax, dem mürrischen Nachbarn, der vom ganzen Ort verhasst zu sein scheint. Jax, ein Licht aus ihrer Vergangenheit. Denn als Kinder waren beide beste Freunde, bis sie plötzlich nie wieder voneinander hörten. Doch sind Jax und Kennedy noch in der Lage, sich gegenseitig Halt zu geben, oder gehen sie gemeinsam in ihren tragischen Erlebnissen unter? Durch die kälteste Nacht ist Band 1 der Compass-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, der Protagonist aus Band 2 kommt bereits vor. Schreibstil und inhaltliche Hinweise Das Buch startet mit einem Brief des kindlichen Jax an Kennedy. Danach springt die Geschichte in die Gegenwart und wird wechselnd durch Jax und Kennedy in der Ich-Perspektive erzählt. Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke auf Jax und Kennedy im Alter von 11/12 Jahren, wie sie Zeit im Feriencamp verbracht haben. Der Schreibstil ist recht locker, zwischendurch aber auch sehr poetisch. Im Buch enthalten ist erotischer Content. Zudem gibt es potenziell triggernde Inhalte. Meine Meinung Auf dieses Buch war ich wirklich sehr gespannt. Im Vorfeld habe ich sehr viel zu dem Buch gehört und gesehen, generell steht die Autorin ja sehr für emotionale Bücher und tragische Geschichten. Für mich war dies das zweite Buch von Brittainy C. Cherry und ich muss sagen, dass ich zwar die allgemeinen riesigen Begeisterungsstürme nicht teile, sie dennoch als außergewöhnliche Autorin bewundere – eine Meisterin der Emotionen, die tief berühren. Und trotzdem schaffte auch Durch die kälteste Nacht wieder nicht, mich komplett zu begeistern. Nach einem wirklich emotionalen Start, der mir echt wehtat und unter die Haut ging, findet Kennedy ihren Weg nach Havenbarrow. Es ist sin schrulliges kleines Örtchen, regelrecht klischeehaft und gleichzeitig wunderbar bezaubernd. Jeder kennt jeden, alle stehen sofort bei Kennedy auf der Veranda und Gerüchte verbreiten sich schnell. Die Dynamik des Örtchens hat mir gut gefallen, es war zwischenzeitlich lustig, manchmal zum Augenverdrehen, auf jeden Fall aber unterhaltsam. Kennedy wirkt von allem logischerweise recht überwältigt und sucht die Nähe zu Natur. Hier trifft sie auf Jax, der wahrscheinlich der unbeliebteste Mensch des Ortes ist. Warum, das erfährt man später. Und es ist erschütternd und tragisch zugleich. Jax macht Kennedy direkt eine Ansage, die sich gewaschen hat. Er vertraut Menschen nicht, wurde zu oft verlassen. Doch schon bald muss Jax feststellen, dass er Kennedy kennt. Mit Rückblicken in die Vergangenheit wird erklärt, wie Jax und Kennedy sich kennengelernt haben. Als Kinder waren sie gemeinsam im Ferienlager und haben im Anschluss Briefe geschrieben. Sie waren beste Freunde, doch irgendwann kamen keine Briefe mehr. Beide zogen ihre eigenen Schlüsse – doch die Wahrheit dahinter ist noch trauriger als alles, was man sich vorstellen konnte. Die Frage ist nur, ob beide jetzt noch eine Chance haben, oder ihre Wunden, ihre Selbstzweifel, ihre Selbstvorwürfe zu tief sind, um nochmal eine Chance zu haben, Glück zu finden. Ich wünschte, dieses Buch hätte mein Herz brechen können. Wirklich. Es klang so toll, es fing so toll an. Ich war mir sicher, ich werde heulend aus dem Buch gehen. Doch leider war dem nicht so. Es war ein wunderbares Buch, wirklich. Von Seite 1 bis zum Schluss war ich gefesselt von Kennedy und Jax, so gegensätzlich und doch so gleich, verzaubert von Havenborrow, so urig und irgendwie beschaulich. Havenborrow ist eine typische Kleinstadt, wie sie im Buche steht. Man lernt einige der Bewohner kennen, von den klatschenden Nachbarn bis zum zwangsgestörten Kellner oder den stets am Geschäfte drehenden Connor, der für Jax arbeitet und mit Band 2 seine eigene Geschichte haben wird. Es war, als würde ich selbst durch die Straßen laufen, Red Velvet Cake essen und mit Kennedy durch die Bibliothek stöbern. Es gibt so wunderbare interessante Charaktere, etwa Kennedys verwitwete Nachbarin Joy, die sowohl Jax als auch Kennedy mehr als einen Rat gibt. Und vielleicht ist es auch gerade dieser harmonische, idyllische Kleinstadtcharme, der die Geschichten von Kennedy und Jax so sehr in den Kontrast setzt. Denn die angelegten Thematiken hingegen sind schwerer Natur. Es geht um Verluste, die niemand durchmachen sollte. Um Wunden, die nicht so schnell heilen können, von denen einige aber verlangen, dass sie sich schließen. Kennedy und Jax sind kompliziert und gleichzeitig so einfach. Und trotzdem ist da irgendetwas, was fehlte, um mich so richtig in das Buch zu ziehen. Von Anfang an können Kennedy und Jax zusammen überzeugen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Während als Kinder Jax der ängstliche Junge ist, den Kennedy rettet und ihm ihre vielleicht etwas verrückte, freigeistige Welt zeigt, ist in der Gegenwart hiervon wenig übrig geblieben. Kennedy ist unsicher, leidet sehr unter den Ängsten nach dem tragischen Unfall und sie liebt zwar weiterhin die Natur, sie scheint die Welt aber bei weitem nicht mehr so bunt zu sehen. Jax hingegen ist mittlerweile selbstbewusst, es interessiert ihn nicht, was andere sagen. Er hält sich von allen fern, ist aber gleichzeitig ein wahnsinnig liebeswerter Kerl, der hilft, wo er kann. Jax trägt die Last der Vergangenheit sehr präsent auf seinen Schultern, was vor allem dazu führt, dass er seinen Vater, der im Pflegeheim liegt, regelmäßig besucht. Der Vater, der ihn mehr als einmal verprügelt, vorgeführt und missachtet hat. Jax‘ Geschichte ging mir sehr unter die Haut, weil sie so viele Facetten hat und er trotzdem ein Charakter ist, der irgendwie seinen Weg gegangen ist. Auch Kennedys Geschichte mit ihrem Verlust hat mich berührt, die Autorin hat sich dem Thema sehr behutsam gewidmet und es greifbar und emotional rüberbringen können, ohne dass es unangenehm ausgeschlachtet wirkt. Ich ziehe in dieser Hinsicht den Hut davor, wie gut der Autorin so etwas gelingt. Die Liebesgeschichte von Jax und Kennedy ist irgendwie schön, aber zeitgleich gar nicht so präsent und im Fokus. Sie passiert einfach und das ist so klar und verständlich, dass es für mich passend war. Dadurch, dass beide bereits als Kinder enge Freunde waren, die Freundschaft aber abrupt endete, musste die Autorin gar nicht mehr so viel präsentieren, um ihre Liebesgeschichte nachvollziehbar zu machen. Zwei liebende Kinder, die als Erwachsene wieder aufeinandertreffen, aber von ihren Wunden zurückgehalten werden. Es war eine schöne, traurige Art von Second Chances mit einer tollen Friends to Lovers-Idee und unweigerlich stellt man sich so auch die Frage, wie beider Leben verlaufen wäre, wenn alles anders gekommen wäre, damals in der schicksalshaften Nacht von Jax‘ Leben. Jax‘ Geschichte generell hat mich sehr berührt und so waren es vor allem auch die Enthüllungen am Ende, die mir das Herz bluten ließen. Jax ist ein toller Mann, der so viel Leid erfahren musste, und dennoch bereit ist, so viel Liebe an Kennedy zu geben. Im Verhältnis der Geschichten fand ich Jax‘ Geschichte jedoch etwas untergeordnet, was ich schade fand. Andererseits verhilft er Kennedy zu so viel neuer Stärke und Hoffnung, dass sie diejenige ist, die ihn am Ende auffängt, als er fällt. Es ist eine berührende Entwicklung, so still und trotzdem so voller Kraft. Mein Fazit Zusammenfassend ist Durch die kälteste Nacht ein schönes, ergreifendes Buch, was mit süßer Smalltown-Romance und emotionalen Momenten überzeugen kann. Die Autorin versteht es, wie man Emotionen in Worte fassen kann und ich habe mit Kennedy und Jax definitiv mitgelitten. Dennoch fehlte mir ein Kleines etwas, um mich so richtig zu begeistern, mich nachhaltig zu berühren, was vielleicht auch an der Länge des Buches liegen könnte. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon auf Band 2 der Reihe und hoffe, dieser kann mich noch mehr begeistern. [Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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