inavainohullu
Darling Rose Gold erzählt die Geschichte zweier Frauen mit massiven Persönlichkeitsstörungen und beruht, so habe ich im Nachhinein erfahren, auf wahren Begebenheiten. Rose Gold ist seit kurz nach ihrer Geburt schwer krank, glaubt sie. Sie ist merklich abgemagert, kann nur Flüssignahrung zu sich nehmen und wird von ihrer Mutter Patty nicht nur von Arzt zu Arzt geschleppt, sondern auch von dieser isoliert. Als sie das Internet, welches sie nur heimlich nutzen kann, für sich entdeckt und tatsächlich zwei Menschen findet, denen sie sich anvertrauen kann, erkennt Rose Gold, dass sie vielleicht gar nicht krank, sondern vielmehr das Opfer eines perfiden Plans ihrer Mutter ist, die sich durch Rose Golds Krankheit immer in ein besonderes Licht in der kleinen Gemeinde rücken konnte. Als Rose Gold 18 Jahre alt ist, wird Patty zu 5 Jahren Haft wegen Kindesmisshandlung verurteilt. Rose Gold bricht zunächst den Kontakt ab, ist in der Außenwelt aber so einsam, dass sie ihre Mutter schließlich nach 4 Jahren besucht, um herauszufinden, ob es für sie beide einen Neustart geben kann. Patty jedoch rückt nicht von ihrem Standpunkt ab, immer nur das Beste für ihre Tochter im Sinn gehabt zu haben, sieht sich sogar selbst als Opfer. Und Rose Gold erkennt schnell, dass sie Patty nur mit ihren eigenen Waffen schlagen und vernichten kann.... Puuuh, ich habe gerade erst die letzten Seiten des Buches gelesen und bin ehrlicherweise sehr durcheinander, was ich nun von der Geschichte halten soll. Sie startet gut und ist vor allem sehr eingängig und flüssig geschrieben. Ich war schnell mittendrin im Geschehen und entsetzt über die Verhältnisse in denen Rose Gold aufgewachsen ist. Obwohl die Geschichte um die beiden Frauen, welche auf zwei Zeitebenen und aus zwei Perspektiven erzählt wird, eine vom Stil her sehr "ruhige" Entwicklung macht, wird sie mit jeder Seite auch spannender und man verspürt ein permanent ungutes Ziehen in der eigenen Magengegend. Sowohl Patty, die davon überzeugt ist, eine gute Mutter zu sein, die sich voller Liebe für ihr Kind aufgeopfert hat, als auch Rose Gold, die unter dem Wahn ihrer Mutter aufgewachsen ist, leiden an einer extremen Persönlichkeitsstörung, die ich jedoch nicht exakt benennen kann. Während sie bei Patty von Anfang an offensichtlich ist, erkennt man sie bei Rose Gold erst im Verlauf der Geschichte und anhand ihrer Handlungen. Immer wieder gibt es auch kurze Einblicke in Pattys Kindheit und die Lebensumsstände, die auf jeden Fall ihren Charakter geprägt haben. Manchmal habe ich tatsächlich einen Anflug von Mitleid für sie verspürt, der sich aber jedes Mal auch schnell wieder in Fassungslosigkeit und Wut verwandelt hat. Sie ist eine so gute Lügnerin, dass man als Leser:in nicht mal auf die Idee kommt, zu hinterfragen, warum Niemandem in Deadwick jemals aufgefallen ist, was da im Hause Watts vor sich geht. Diesen Roman zu lesen, war wie der bekannte Vergleich mit einem Verkehrsunfall, man möchte wegsehen und sieht trotzdem hin. Voller Erschrecken und Bestürzung und dem Wissen, dass die Geschichte keinesfalls gut enden wird. Für keinen der Charaktere. Und dennoch hat mich das Ende dann ratlos zurückgelassen, weshalb ich dem Buch jetzt einfach nur 3 Sterne geben kann. Immer wieder habe ich nach einer Message gesucht, die ich leider nicht herauslesen konnte, auch nicht zwischen den Zeilen, denn beide Frauen sind so in ihrem jeweiligen Wahn gefangen, dass es hier irgendwann nur noch um Macht und Heimzahlung geht. Vermutlich wollte die Autorin aber ja auch einfach nur zeigen, wie dicht Liebe und Hass beieinander liegen und wie weit ein Mensch bereit ist, zu gehen, um sich endlich von der erdrückenden Last einer unglaublich toxischen Beziehung zu befreien. So oder so, es ist ein wirklich packender Roman, der mir spannende Lesestunden beschert hat und den ich gut und gerne weiterempfehlen kann.