Sarah Jørgensen
TRIGGERWARNUNG ESSSTÖRUNG: Dass der Picus Verlag das Buch "Genug" der Dänin Louise Juhl Dalsgaard von Gerd Weinreich übersetzen ließ, hat mich als dänische Bürgerin besonders gefreut, da mich das Buch im Dänischen so sehr begeistert hatte und ich in solchen Fällen von einer tiefen Traurigkeit eingeholt werde, diese Freude nie mit anderen deutschen Leser*innen teilen zu können. Wann ist der Mensch genug, vor allem sich selbst? Leise und schleichend beginnt die namenlose Protagonistin nach ihrem Abitur abzunehmen, eigentlich voller Lust aufs Leben doch offenbar auch voller Ängste. In Rückblicken auf ihre Kindheit mit unglaublich authentisch geschriebener naiver Kindlichkeit und der zweiten Perspektive bestehend aus nüchternen Patientenakten erzählt die Autorin wunderschön und ebenso grausam verstörend von einer jungen Frau, die sich in einem ausweglos scheinenden langsamen Todeskampf mit und gegen sich selbst befindet. Mich hat besonders die ehrliche Erkenntnis berührt, dass nicht jede psychische Erkrankung einen erkennbaren Grund oder Auslöser hat. Schonungslos aufwühlend, warmherzig und irgendwie sogar subtil humiristisch hat Louise Juhl Dalsgaard ein Werk über das innerste des Menschen und die menschliche Zerrissenheit geschrieben. Mit der Hoffnung, dass es wieder erlernbar ist, sich als Mensch zu fühlen und genug zu sein, vor allem sich für selbst.