Yvonne Franke
Alles ist wie auf dem Bild der Live Web Cam, das Lux auswendig gelernt hat, bevor sie hergekommen war, um seine Regelmäßigkeit zu überprüfen. Nur, dass das der echte Times Square ist und dass Lux‘ Anwesenheit ihn beeinflusst, verändert, wie der berühmte Schmetterlingsflügelschlag. Ein Schmetterling mit 19 kg schwerem Gepäck auf dem Rücken. Vor dem Aufgeben kommt die Gefahr. Und Lux bäumt sich auf gegen die Trauer. Die Fremde, die im Greyhoundbus neben ihr sitzt, ist Schutz und Gefahr auf dieser Flucht. Die beiden Frauen durchreisen gemeinsam das Land und steigern sich in Mutproben hinein, die abhärten sollen fürs Leben. Olivia Kuderewskis Roadtrip ist ebenso verstörend wie vereinnahmend. Man will sich schützen vor ihren pfeilspitzen Worten und Bildern. Ihre poetisch düsteren Assoziationen und übergenauen Beobachtungen entblättern sich in einer Sprache, die die Tatsache, dass es sich bei „Lux“ um ein Debüt handelt, vermutlich vielen Schreibenden ganz schön schmerzhaft um die Ohren pfeffern wird.