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Schreibstil: Meiner Meinung nach schreibt die Autorin flüssig und in einem schönen Sinnzusammenhang. Ich hätte mir vielleicht aber noch etwas mehr Geschwindigkeit in ihrem Stil gewünscht. Die Geschichte plätschert ein bisschen vor sich hin und das u.a. weil vieles nicht stark genug auf den Punkt gebracht wird. Dazu kommt, dass es zwar Ansätze von sprachlicher Raffinesse gibt (wie in Band 1 in Zusammenhang mit Schlussfolgerungen zu Düften, aber hier auch verstärkt auf die Magie bezogen), diese aber nur wenig mit den wichtigsten Ereignissen der Geschichten zu tun haben. Da hätte meiner Meinung noch ein wenig mehr Zusammenhang hergestellt werden können, um den Handlungsverlauf auch sprachlich etwas komplexer wirken zu lassen. Meine Meinung: Der Anschluss an Band 1 erfolgte nahtlos. Je nachdem, wann man das Buch zuvor beendet hat, ist man also sofort wieder in der Story. Allerdings passierte mir zu Anfang zu wenig. Ich brauchte einige Seiten, um die Spannung im Handlungsverlauf zu finden. Dazu kommt, dass in diesem Band eine neue Erzählperspektive dazukommt: die von Luz. Ich musste so zunächst erst einmal ein Gespür für sie bekommen und hatte gleichzeitig damit zu kämpfen, dass man von ihr noch so wenig weiß und sie sich gerne in Geheimnissen ausdrückt. Man tappt also erst einmal ziemlich im Dunklen und hat nur vage im Kopf, was jetzt passieren könnte. Schließlich haben wir nur einen Anhaltspunkt aus Band 1: ACHTUNG SPOILER Irgendjemand anderes steckt hinter dem Anschlag auf den Prinzen und hat nun auch Ash gefangen genommen. SPOILER AUS Dementsprechend hat man nicht nur als Leser das Gefühl, kein richtiges Zeil mehr vor Augen zu haben, sondern auch Rakel scheint orientierungslos. Ich konnte nachvollziehen, was in ihr vorgeht, dennoch habe ich die starke, abenteuerlustige Rakel in diesem Buch oft vermisst. Zwar gibt es die ein oder andere Szene, die sie anheizt und mit ihrem altbekannten Willen aufmischt, jedoch sind das ziemlich wenige. Der Handlungsverlauf verlagert sich hier ganz klar auf die Magie, die das Reich Aramtesch beherbergt und damit einhergehend die ganzen Geheimnisse, die die verschiedensten Personen bewahren. Ash fand ich in diesem Zusammenhang wieder total interessant und spannend. Er ist einfach eine Hauptfigur, die alles bietet, was man sich erträumt: ein starker, geheimnisvoller Krieger, der im Inneren sehr verletzlich ist und ein gutes Herz hat. Und genau um seine Verletzlichkeit geht es in diesem Buch. Er steht im Zwiespalt zwischen der guten und der „schlechten“, eher dunklen Seite in sich und ist auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Das fand ich schön dargestellt, v.a. weil es mit der Thematik der Geschichte einhergeht. Er hat nämlich noch weitaus mehr zu bewältigen und ist den Großteil der Geschichte von den anderen getrennt, sodass er einen eigenen Handlungsstrang in den Handlungsverlauf bringt, der für Spannung sorgt. Was Luz angeht, so bleibt ihr genaues Tun bis zum Schluss ein Geheimnis und sie undurchschaubar. Bei Luz kann man nicht einfach sagen, sie sei gut oder böse, sie sei männlich oder weiblich. Sie ist eine sehr variable Figur, die ihre geheimnisvolle Position gut ausfüllt und immer wieder für kleine Überraschungen gut ist. Zur Handlung: Ich muss tatsächlich sagen, dass ich es bezogen auf die komplette Handlung einfach etwas schade fand, dass Rakel nicht ganz so stark war. Zwar haben wir da diesen Ausflug hin in die Wissenschaft, erstmals werden sich Gedanken um die Zukunft gemacht, die innovativ raus aus dem mittelalterlichen Umfeld der Geschichte finden.. Das fand ich total cool, weil oft alles so einfach scheint. Ein Wundermittel und zack. Genau das passiert nicht. Alles bleibt verzwickt, muss überlegt werden und nichts ist einfach nur schwarz-weiß. Dem Leser wird dies durch Rakel, die jedoch ein wenig in dem Dazwischen verweilt, aber auch durch den Prinzen und die Machtverhältnisse im Land klar. Ansonsten hält Rakel sich aber aus den interessanten Dingen der Geschichte etwas raus. Das kann man negativ wie auch positiv sehen. Mit Luz zum Beispiel kommt eine neue Ebene in die Geschichte: der Untergrund, die Hintergründe, all das, was dem Prinzen und somit auch Rakel und Ash nicht zugänglich ist, wird durch sie sichtbar und findet seinen Weg in die Geschichte. Die Verstrickungen dieses „Geheimwissens“ mit Ashs Perspektive, die viel Magie enthält, waren für mich der Hauptspannungspunkt der Geschichte. Man rätselt mit, leidet mit (hier kamen wirklich auch viele Emotionen auf) und bekommt die Gelegenheit, sich vollständig in die Geschichte hineinziehen zu lassen. Entsprechend ernst wird es auch. Es geht irgendwann um Leben und Tod, was ich persönlich super fand. Eine Fantasygeschichte benötigt für mich immer ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit und auch tödlicher Dramatik. Schließlich hat die Welt Ähnlichkeiten zum Mittelalter. Weiter fand ich es gut, wie Ashs Teil der Geschichte bedrohlich und traurig zugleich war. Gerade dadurch, dass die Bedrohung unmittelbar in seinem Charakter liegt, erhielt die Geschichte viel Tiefe und konnte beweisen, dass die Vorgänge nicht oberflächlich sind. Der Handlungsverlauf war zudem im Vergleich zu Band eins nicht so linear. Es gab mehr zu rätseln, mehr Ungereimtheiten und mehr Action. Die Ortswechsel sind nicht mehr so vorhersehbar und das Ziel lange Zeit unklar. Es ist mehr ein mitreißen lassen von den Geschehnissen, was ich wesentlich besser fand. Auch dass Ash und Rakel nicht die ganze Zeit über zusammen auftreten, sondern beide ihre eigenen Probleme haben und sich eigentlich nur nebensächlich bemühen, zu dem anderen zu gelangen, fand ich für die Geschichte förderlich. Es sorgte einfach für mehr Dynamik. Fazit: Alles in allem fand ich diesen Band besser als den davor. Es gab mehr Tiefe, mehr zum Rätseln und der Handlungsverlauf war nicht mehr so gleichförmig und linear. Rakel war dafür dieses Mal etwas schwächer, Ash jedoch stärker. Der Schreibstil war weiterhin gut auf die Geschichte eingespielt, es fehlte mir nur manchmal etwas an Raffinesse. Das brachte einige Längen mit sich. Ansonsten bin ich aber sehr zufrieden mit der Geschichte. Es wird ernster, actionreicher und auch überlegter. Die Ereignisse laufen nicht mehr so glatt wie in Band eins und durch die dritte, neue Perspektive von Luz, erhielt die Geschichte viele Hintergründe, die Grauschlieren zwischen dem schwarz und weiß verursachten. Ebenfalls sehr förderlich für die Handlung. Von mir gibt es 4 von 5 Sterne.