Profilbild von Buchdoktor

Buchdoktor

Posted on 16.3.2021

Der 1975 geborene Gavin Francis hat als Arzt auf der Isle of Skye, den Orkney Inseln und 14 Monate auf der britischen Forschungsstation Halley in der Arktis gearbeitet, aber auch als Naturschutzwart auf der Isle of May. Lange vor seinem beruflichen Bezug zur Abgeschiedenheit faszinierten ihn Inseln jedoch bereits in der Literatur und auf Landkarten. Franics' Buch wirkt mit dem Goldstreifen auf dem Titelblatt bereits wie ein kostbarer Foliant, die Kapitel sind jeweils von einer farbigen Seite getrennt, der Text ist zweifarbig gedruckt und nahezu jede Doppelseite enthält eine farbige Landkarte. Die Gliederung der Kurztexte wirkt eher zufällig, sie ist weder geographisch noch chronologisch. Francis ist offensichtlich fasziniert von Autoren/Forschern/literarischen Figuren und deren Inseln. So kann man über Virginia Woolf und ihren Leuchtturm lesen, Thoreaus Walden Pond als Negativ-Version einer Insel, Gefängnis- und Sträflings-Inseln, Leprakolonien, Vogelschutz, über Forscher, Schiffbrüchige, aber auch fantastische Inseln wie Utopia und Avalon. Francis hat als Insula-philer auf seinen Reisen spürbar den Kontrast zum „wilden Tosen der Arztpraxis“ gesucht, er reiste bis zu den Schilfinseln im Titicaca-See, kehrte jedoch stets wieder zu den Inseln der Nordhalbkugel zurück, den Orkneys, Shetlands, Faröern und Grönland. Entstanden ist ein sehr persönliches Buch, in dem Francis sich der Kontrolliertheit und Selbstgenügsamkeit von Insulanern bewusst wird, aber auch von wiederkehrenden höchst interessanten Träumen berichtet. Folgerichtig bereiste er mit seiner zukünftigen Frau jahrelang Inseln und ankerte mit ihr im Boot an der Nil-Insel Gezira. Das ausgeprägte Bedürfnis des Autors nach Leere gipfelt schließlich in der Erkenntnis, dass auch eine Familie mit Kindern eine Insel und damit schützenswert wäre. Da ich Francis Interesse an den Inseln des Nordens teile, hat er mir schöne - abgeschiedene - Stunden mit seinen Gedanken über die Inselwelt beschert. Den biographischen Bezug fand ich dabei hochinteressant und blicke begehrlich auf weitere Bücher des Autors.

zurück nach oben