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Lenislesestunden

Posted on 14.3.2021

“BILLY: [...] Und genau das wollen wir ja von der Kunst, oder? Dass jemand etwas auf den Punkt bringt, von dem wir das Gefühl haben, es wohnt in uns. Reißt einem ein Stück vom eigenen Herz heraus und zeigt es einem. Das ist, als würde man mit einem Teil seiner selbst vertraut gemacht.” - S. 213 Daisy Jones & The Six ist Kino im Kopf. Taylor Jenkins Reid erzählt die Geschichte einer fiktiven Band in den 60er und 70er Jahren, die einen kometenhaften Aufstieg erlebt und sich dann auf dem Höhepunkt ihres Erfolges völlig überraschend trennt. Das Besondere dabei ist, dass das Buch wie eine Reportage aufgebaut ist: es besteht aus imaginären Interviews, die viele Jahre später mit der Band, dem Manager und Freunden und Familie geführt wurden. So ändert sich ständig die Perspektive, man bekommt einen Eindruck der extrem unterschiedlichen Charaktere und der Dynamik zwischen den Bandmitgliedern, die sich zwar häufig in die Haare kriegen, aber durch die Leidenschaft für die Musik immer wieder zusammenraufen. Beim Lesen wollte ich manchmal bestimmte Personen packen und schütteln, ich war wütend, traurig, konnte die Aufregung vor den immer größer werdenden Konzerten fast schon körperlich spüren und habe die Songs, deren Entwicklung man hautnah miterlebt und deren Texte man auch am Ende des Buches findet (super cool!), quasi in meinem Kopf gehört. Mehr als einmal dachte ich, dieses Buch soll bitte niemals enden. Gerade in der aktuellen Zeit tat es so gut, eine komplett andere Welt zu betreten und sich der Stimmung hinzugeben, die geschaffen wird. Das Leben der Bandmitglieder ist euphorisch, schillernd, aber an vielen Stellen auch ernüchternd, geprägt von Einsamkeit und Drogen. Insbesondere Daisy Jones und der Leadsänger Billy Dunne sind extrem zerrissene Charaktere, mit denen ich ganz besonders mitgefühlt habe. Ein sehr besonderes Buch, das mich unglaublich mitgerissen und überzeugt hat. Kann ich nur empfehlen! “DAISY: Ich hatte absolut kein Interesse daran, jemandes Muse zu sein. Ich bin nicht die Muse. Ich bin der Jemand. Punkt.” - S. 21

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