bibliomarie
Der Trend zu Caravan und Wohnmobilen ist ungebrochen, ja sogar immer weiter steigend. Nicht nur für Ferien, gerade während der Beschränkungen waren Urlaubsreisen damit noch länger möglich. Aber immer mehr Menschen wählen den Caravan oder ein Mobilheim zum Zuhause auf längere Zeit. Sei es als Wohnung bei persönlichen Krisen – wenn Jobverlust oder Trennung zum Verlust der Wohnung führten, oder ganz bewusst als Rückbesinnung auf eine einfachere und auf das Wesentliche reduzierte Lebensform. Die Autorin macht genau diesen Schritt. Nachdem sie schon ihre große Wohnung gegen eine kleinere tauschte und durch die geringere finanzielle Belastung auch ihre Arbeitszeit reduzieren konnte, ist der Caravan die logische Fortführung. Auf ein Jahr sollte dieses Experiment, von dem sie in ihrem Tagebuch erzählt, angelegt sein. Ein altes Gefährt im Schick der 90iger Jahre, in Eigenleistung ein wenig aufgemöbelt, wird ihr Zuhause auf Zeit. Der Stellplatz ist eine Parzelle direkt am See auf einem Campingplatz im beginnenden Winterschlaf. Außerhalb der Saison gibt es nur wenige Dauercamper, nur während der Messezeiten, sieht man mehr Besucher. So genießt sie die Stille und das morgendliche Bad im See. Sie muss sich in vielen Dingen umstellen, Ordnung auf 7qm ist unabdingbar. Nur wirklich unverzichtbare Dinge finden ihren Platz, das gilt für Kleidung, genau wie für Hausrat. Allerdings ist die Autorin eine erfahrene Camperin, das ist sicher von Vorteil. Ein spannender Bericht über eine ungewöhnliche Lebensform, den ich sehr informativ fand. Auch die Begegnungen der Autorin mit anderen Dauercampern und deren Gründe für diese Wohnform sind interessant. Das Buch bietet im Anhang noch jede Menge praktische Tipps für Camper, wichtigen Adressen, praktische Tipps, Rezepte und vieles mehr. Auch ein Camping-Knigge fehlt nicht und den scheint es auch auf Campingplätzen zu brauchen, wenn man an die Erfahrungen der Autorin mit den Nasszellen denkt. Für mich war dieser Bericht ein Ausflug in eine andere Lebenswelt, vieles wird für mich nicht in Frage kommen, aber Denkanstöße habe ich mitgenommen. Brauchen wir wirklich so viel von allem? So viel Platz, so viel Energieverbrauch, so viel Kleidung, so viel Hausrat? Weniger kann manchmal sehr viel mehr sein, das ist mein Fazit aus den Erfahrungen der Autorin.