Akantha
„Infinity Plus One“ ist die Neuauflage von „Unendlich wir“, geschrieben von Amy Harmon und erschienen im LYX Verlag. Trotz optischer Ähnlichkeiten des Covers zu „Making Faces“ und „A Different Blue“ handelt es sich hier um einen Einzelband. Die erfolgreiche Country-Pop-Sängerin Bonnie Rae Shelby hat auf den ersten Blick alles: einen aufregenden Job, hingebungsvolle Fans und jede Menge Geld. Aber eines Abends steht sie auf der falschen Seite eines Brückengeländers. Es ist dieser Moment, in dem Finn Clyde sie das erste Mal sieht. Im Gegensatz zu ihr hat er nichts außer einer dunklen Vergangenheit und die Liebe zur Mathematik. Ein unvermuteter Start für eine außergewöhnliche Reise. An dieser Stelle ist eigentlich schon erwähnt, was mir an dem Buch besonders gut gefallen hat. Es ist nicht die hundertste Friends-to-lovers, Enemies-to-lovers oder Second-Chances Geschichte, sondern einmal ein anderer Aufhänger im Romancebereich. Bonnie und Finn, zwei völlig Fremde, finden sich zwischen Flucht und Roadtrip wieder. Ihre Zwischenziele ändern sich stetig und auch die Leser*innen wissen nicht, wo und vor allem wie das Ganze endet. Für die Presse ist das Verschwinden der Sängerin ein gefundenes Fressen. Es wird heftig spekuliert und Parallelen zu dem berühmten Pärchen Bonnie und Clyde gezogen. Viele Kapitel beginnen mit entsprechenden Pressemitteilungen und es war spannend zu lesen, was – zum Teil ohne konkrete Anhaltspunkte – Zeitungen und Fernsehen in diese Geschichte reininterpretieren können. Der zweite Aspekt, den ich originell und frisch empfand war Finns Liebe zur Mathematik und seine außergewöhnliche Begabung darin. Wer mit Mathe nichts anfangen kann, darf sich davon aber nicht abschrecken lassen! Es ist nicht wichtig, als Leser*in zu verstehen, was reelle oder unerreichbare Zahlen sind. Man muss einfach nur akzeptieren, was Mathe für Finn bedeutet und sich darauf einlassen, dass das die Leidenschaft eines Menschen ist, der sonst nicht viel Erfreuliches in seinem Leben hat. Ohne selbst Matheexperte zu sein, empfand ich sein Talent bewundernswert und vor allem ausreichend nachvollziehbar erklärt um auf der einen Seite so viel Verständnis wie nötig zu erreichen, auf der anderen Seite, die Leser*innen damit aber nicht zu erdrücken. Erwähnenswert ist zudem der Wechsel der Erzählperspektive. Während Bonnies Erlebnisse aus der Ich-Perspektive geschildert werden, wechselt es bei Finn in die personale Erzählsituation. Meinen Lesefluss hat dies jedoch nicht gestört. Was für mich persönlich jedoch zu Punktabzug führt ist zum einen die fehlende Tiefe der Emotionen. Bonnie und Finn sind beide einsam und haben Furchtbares erlebt. Diese Gefühle kommen sehr gut rüber, das, was die beiden füreinander empfinden, konnte ich jedoch gar nicht spüren oder nachvollziehen. Sehr anstrengend war für mich zum anderen Bonnies Charakter. Sie ist sprunghaft und ihre Handlungen kamen mir teilweise naiv, unüberlegt und auch egoistisch vor. Zusammenfassend komme ich zu 4 von 5 Sternen. Es fehlt zwar die emotionale Tiefe der Liebesbeziehung und auch mit der Protagonistin war ich nicht immer einverstanden, aber diese Bonnie und Clyde Geschichte war erfrischend anders und einfach originell.