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mabuerele

Posted on 13.3.2021

„...Wenn uns etwas unter Druck setzt, Frau Adan, dann ist es die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, die Sie durch ihr mediales Vorpreschen geweckt haben. Ein großer Fehler, dieses ganze Tamtam...“ Diese Worte muss sich Kriminalrätin Melia Adan von ihrem Vorgesetzten sagen lassen. Trotzdem lässt ihr das Verschwinden von Solveig vor einem Jahr keine Ruhe. Sie ist sich sicher, wo deren Leiche ist, darf aber nichts unternehmen. Währenddessen gibt es eine Tote. Die 19jährige Klara wurde in ihrer Wohnung erstochen. Obwohl die Sanitäter alles Menschenmögliche unternommen haben, konnte sie ihr Leben nicht retten. Der Fall landet bei Melia und Hauptkommissar Vincent Che Veih. Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen neben dem abwechslungsreichen Geschehen für einen hohen Spannungsbogen. Der Schriftstil unterstützt den rasanten Handlungsablauf, lässt aber Raum für stille Minuten und für die Emotionen der handelnden Personen. Gut eingebunden ist erneut die politische Lage. Im Mittelpunkt steht dabei der Immobilienmogul Hartmut Osterkamp. Wohnungen leer zu ziehen und teuer zu verkaufen, ist eines seiner Geschäfte. Das facht die Wut in der Stadt an. Gleichzeitig nutzt er jede Möglichkeit, um Politiker zu kaufen und zu erpressen. Nachdenklich macht das folgende Zitat: „...Zigtausende verlieren ihren Jobs, damit Osterkamp noch reicher wird. Manchmal weiß ich nicht, wer gefährlicher ist. Die Extremisten, die wir beobachten, oder die Oligarchen, denen unsere Wirtschaft gehört...“ Während die linke Szene Veranstaltungen gegen Osterkamps Treiben organisiert, nutzt der rechte Kräfte für sich. Selbst in den Staatsorganen scheiden sich die Charaktere. Wegen Klaras Tod wird zuerst in ihrem privaten Umfeld ermittelt. Dort haben eine Menge Leute Dreck am Stecken. Damit das nicht rauskommt, bleibt Klara nicht die einzige Tote. Die komplizierte Beziehungslage zwischen den Protagonisten sorgt für zusätzliche Spannung. Eine der interessantesten Figuren ist Roland. Einerseits steht der ehemalige Afghanistankämpfer straff rechts, andererseits kümmert er sich liebevoll um die Mutter seinen ehemaligen Kameraden, der an seiner Seite gestorben ist. Und durch sie wird er mit einer Situation konfrontiert, die ihn letztendlich überfordert. Wie erklärt es ihm ein Anwalt? „...Wohnen kostet nun mal. Gerade in einer wachsenden Stadt wie Düsseldorf. […] Und Investitionen müssen sich lohnen. [...Heldentum kennt kein Mitleid. Das gilt auch in der Ökonomie...“ Vielschichtig wie das Leben sind die Romane des Autors. Der Blick hinter die Fassade der besseren Gesellschaft zeigt oft ein erschreckendes Bild. Gleichzeitig spielen Hass und Wut eine unheilvolle Rolle. Doch auch ethische Fragen werden gestreift. Wie weit darf ein V – Mann gehen? Strafverschonung, weil man einen anderen ans Messer liefert.? Genau in dem Punkt sind Melia und Vincent völlig gegensätzlicher Meinung. Gekonnt führt der Autor am Ende alle Handlungsstränge zusammen. Endlich erfahren auch die Eltern, was mit ihrer Tochter Solveig passiert ist. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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