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Chief Propaganda Officer

Posted on 13.3.2021

Seit fünf Jahren kriechen Mia und Brynn auf dem Zahnfleisch. Damals, mit gerade einmal 13 Jahren, haben sie ihre beste Freundin Summer umgebracht. Zumindest ist das die gängige Meinung der Bevölkerung in Twin Lakes, der Ortschaft, in der sie wohnen, obwohl die beiden nie verurteilt wurden. Seitdem versucht Brynn, in diversen psychischen Anstalten zu leben, weil ihr der geregelte Tagesablauf und die anderen problembehafteten Mädchen entgegenkommen. Und Mia? Mia tanzt nicht mehr. Mia lebt eigentlich gar nicht mehr. Bis ihr beim Aufräumen ein alter Auszug einer Fanfiction, die die drei damals zusammen geschrieben haben, in die Hände fällt und sie etwas bemerkt, dass alles ändern könnte. Doch hat es überhaupt noch einen Sinn, nach dem wahren Mörder zu suchen, wenn doch die Meinung aller anderen zementiert ist? Das ist mal ein Buch für Menschen, die Einfühlungsvermögen besitzen und denen man nicht alles mit dem Holzhammer erklären muss. Die Probleme dieser Mädchen, die sich von dem Pseudotrara des üblichen YA/NA unterscheiden. Mich haben sie tief berührt. Auch wie sie versuchen, sich wieder nach oben zu kämpfen, mit ihren eigenen Dämonen klarzukommen. Der Schreibstil von Lauren Oliver ist dabei wie üblich einfach genial. Sie verlangt die Aufmerksamkeit ihrer Leser, indem sie zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt, immer wieder auch auf die Fanfiction eingeht, die vielleicht der Auslöser für alles war. Ich war davon völlig gefesselt und das Buch gehört für mich zu den besten Jugendthrillern. Das Einzige, was ich nicht besonders elegant gelöst fand, war das Mordmotiv selbst, aber im Großen und Ganzen bekommt das Buch eine dicke Empfehlung.

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