mrstrikehardt
"Ich erwarte die Ankunft des Teufels" ist fulminante Bekenntnis- und Selbstermächtigungsprosa - egozentrisch & polemisch, selbstmitleidig & sehnsüchtig, rhythmisch & formvollendet. Mary MacLane ist mehr zu Tode betrübt als Himmelhoch jauchzend. Nichts Ungewöhnliches für eine 19-jährige möchte man meinen. Ja und nein. Denn ihre feinfühlige Raserei, mit der ich einmal die Widersprüchlichkeit zufassen versuche, ist auf jeder Seite zu spüren. Das lässt staunen, mitfühlen, aber auch den Kopf schütteln. Ich war stellenweise genervt oder verlor die Geduld wie die Übersetzerin Ann Cotten im Nachwort schreibt. Überhaupt bin ich sehr dankbar für das Nachwort wie für Juliane Lieberts Essay. Sie liefern Hintergrundinformationen und Ann Cotten zeigt bspw. auf, dass Mary MacLane mit keiner Silber auf die Streikbewegungen der Bergbauarbeiter jener Zeit eingeht. Mary MacLane lässt sich lieber über die Ödnis und Trostlosigkeit der Gegend aus, um sich dann einen Sonnenauf- oder Untergang hinzugeben oder den Teufel zu beschwören. Sie macht das, wie gesagt, gekonnt und einer Prise Humor, aber auf die Dauer war es mir doch zu viel. Trotz dieser Einschränkung ist es ein erfrischendes Leseerlebnis und nicht nur die zärtliche Bezeichnung "Anemonendame" für die Liebe nehme ich mit.