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mrsrabe

Posted on 12.3.2021

Freitagnacht in Berlin: Wer hält die Stadt am Laufen, wenn es Nacht ist? Da ist der Taxifahrer Bederitzky, der irgendwann mal aus dem Osten rübergemacht hat. Gescheiterter Musiker, der seinen Fahrgästen gerne mal seine eigenen Aufnahmen vorspielt. Das Geld ist knapp, die Konkurrenz groß. „Heinz Georg Bederitzky jammert nicht. Heinz Georg Bederitzky ist keiner dieser Jammerossis.“ Bei seinen Fahrten durch das nächtliche Berlin kreuzt er die Wege manch anderer Darsteller in diesem nächtlichen Ensemble: Der Drogendealer Flix, der sich zwischen Freunden und Kunden entscheiden muss. Die Rettungssanitäterin Tanja, die eigentlich Medizin studieren will und sich als „Stiefelbiest“ im Fetischclub etwas dazuverdient. Die alte Buchhändlerin, die nach Ladenschluss Pfandflaschen sammelt. Der schwarze Türsteher vor dem Nachtclub. Die Frau vom Späti, die schon zweimal im diesem Jahr überfallen wurde. Sie sind alle „Kinder des Mondes“: Künstler, Gaukler, unstete Leute, Lunatics. Sie stehen nicht im Rampenlicht, machen ihre Arbeit abseits der großen Party. „Arbeit“ von Thorsten Nagelschmidt ist ein urbaner Roman, ein Blick auf eine Gesellschaft im Schatten. Muss es unbedingt Berlin sein, fragt sich die Lesende. Für Berlinerinnen wird es wohl so sein, dass man Ecken und Plätze wieder erkennt und sich sagt, dort, ja, genau dort gibt es diese Typen. Doch in allen anderen großen Städten wird es ähnliche Ecken und Plätze, ähnliche Typen geben. Der nächtliche Stadtplan ist universell. Episode um Episode lernt man die Menschen, die Nagelschmidt hier porträtiert, näher kennen, erfährt von ihren Träumen, ihrem Scheitern. Jede Figur bekommt ihren eigenen Ton. Wie in einem Film von der Nahaufnahme in die Totale zeigt uns der Autor, wie alles zusammenhängt. „Die Menschen haben Schmerzen, die Menschen haben Hunger, und die Menschen sind allein, man fährt zu ihnen nach Hause, für einen Hungerlohn und immer in Eile, ist irgendwann von irgendwoher mit irgendwelchen Erwartungen in dies Stadt gekommen und versucht sich nun irgendwie durchzuschlagen, und manchmal geht man eben zu Boden, irgendwann geht jeder mal zu Boden.“ Und am Morgen kommt die Müllabfuhr und holt den ganzen Plunder…. und beendet so eine lange Reise in eine sehr lange Nacht

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