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Buchdoktor

Posted on 12.3.2021

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“ – die Lebensweisheit von Aristoteles erklärt noch nicht, warum wir über Schwalben offenbar weniger wissen als über andere Vogelspezies. Stephen Moss kann auf eigene Naturtagebücher mehrerer Jahrzehnte zurückgreifen. Er hat „unsere“ Schwalben in Indien, Afrika und Florida beobachten können und wurde in der Ferne gezwungen, seine Perspektive zu wechseln. In Afrika bringen Schwalben Glück, weil sie im Winter am Beginn der Regenzeit eintreffen. Im 18. Jahrhundert wusste man in Europa noch kaum etwas über den Vogelzug; dass so kleine Wesen so weit fliegen, schien unvorstellbar. Der englische Naturforscher kann heute mit dem Wissen aufwarten, dass Zugvögel vom Futterangebot und von der Temperatur zu ihrem Verhalten motiviert werden. Unsere Schwalben kamen auf Futtersuche als Kulturfolger ursprünglich aus Afrika, so dass wir sie besser als unsere Besucher bezeichnen sollten. Moss schreibt, dass es schwer falle, Schwalben zu würdigen, weil sie so alltäglich wären, und ebenso schwer sie zu bestimmen, weil sie sich so schnell bewegen. Schwalben sind von der Erderwärmung und dem Insektensterben besonders betroffen und deshalb ist es höchste Zeit, sich mit ihnen zu beschäftigen. Wenn Schwalben heute mehrere Wochen eher zurückkehren als früher, sollten wir das als Warnsignal wahrnehmen! Der Autor betrachtet sein Thema aus kultureller wie historischer Perspektive, gegliedert in den Jahreslauf vom Frühling zum Winter. Aus den Schützengräben der Weltkriege berichtet er, über Wettervoraussagen anhand der Flughöhe, auch über Freud und Leid von Hausbesitzern, unter deren Dachtraufe Schwalben nisten. „Über die Schwalbe“ ist ein detail- und anekdotenreiches Buch, verschwenderisch farbig illustriert, das auch eine Vorstellung davon vermitteln kann, was einen echten „Birder“ antreibt.

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