bibliomarie
Ein behutsamer Beginn lässt die Zeit, die Protagonisten und das Umfeld kennenzulernen und sich die Entwicklung von Frida und Bjarne Haverkorn in Erinnerung zu rufen. Für Neuleser finde ich das sehr gut und obwohl ich alle Bände der Elbmarsch-Serie kenne, ist das eine prima Aktualisierung. Am Ufer einer Elbinsel hat die Flut ein Skelett freigespült. Kein aktuelles Geschehen, die Knochen liegen seit 30 Jahren im Schlick, aber die Haltung und die Seilreste zeigen, dass es ein Mordopfer war. Dann wird nur wenige Tage danach ein weiterer Toter gefunden, ebenfalls auf eine Elbinsel, die gleiche Haltung, die gleiche Fesselung. Die zweite Leiche führt die Ermittler auf eine erste Spur und die weist in die ehemalige DDR und zwar zu den Jugendwerkhöfen genannten Erziehungsheime. Besonders der Hof in Torgau scheint eher einem Arbeitslager geglichen zu haben, im Volksmund damals auch Margots (Honecker) Kinder-KZ genannt. Die Autorin lässt ihren Roman auf zwei Zeitebenen spielen, die gegenwärtigen Ermittlungen von Frida und ihren Kollegen ergänzen die Erlebnisse einiger Jugendlicher im Jugendwerkhof zu DDR-Zeiten. Besonders dieser Handlungsstrang ist eindringlich und schwer auszuhalten. Neben den Ermittlungen lässt Romy Fölck auch Einblicke in Frida und Bjarnes Privatleben zu, vielleicht mehr als in den vorangegangen Bänden, aber immer in perfekter Mischung zu den Ermittlungen. Das hat mir sehr gut gefallen, Frida und Bjarne Haverkorn werden dadurch noch menschlicher. Auch die Ereignisse auf dem Apfelhof der Paulsens sind eine unterhaltsame Ergänzung. Romy Fölck hat einen sehr wendungsreichen Plot komponiert, der die Spannung kontinuierlich steigern kann. Dabei gefielen mir auch die abwechselnden Erzählperspektiven. Was die Beamten über die Jugendwerkhöfe herausfinden, ist ein interessanter, zeitgeschichtlicher Aspekt, den man mit dem beigefügten Link im Nachwort noch vertiefen kann. Die genaue Recherche der Themen ihrer Kriminalromane finde ich bei der Autorin immer bemerkenswert. So hat mich auch das neue Buch wieder von Romy Fölck überzeugt.