mabuerele
„...Tilda wachte auf. Verwundert sah sie sich um. Himmel, das war ihr noch nie passiert: Sie war auf einer öffentlichen Toilette eingeschlafen...“ Mit diesen Sätzen beginnt ein humorvoller, aber auch tiefgründiger Roman. Die 67jährige Tilda hat ein weiteres Problem. Wie ist sie auf die Autobahnraststätte gekommen? Auch der 72jährige Jakob ist an der Raststätte. Er hat sich breitschlagen lassen, für seinen Sohn eine größere Summe Geld in die Schweiz zu schmuggeln. Er ist mit seinem Freund Matthias in dessen Wohnwagen unterwegs. Matthias ist 40 Jahre und Polizist. Von dem Geld weiß er nichts. Jakob gehört zu den Menschen, die nicht „nein“ sagen können. Also lädt er nicht nur Tilda, sondern auch Alex, eine junge Frau, auf den Rastplatz dazu ein, sie im Auto mitzunehmen. Die Autorin hat eine amüsante Geschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Nach und nach erfahre ich mehr über die Vergangenheit der Protagonisten. Alex hat eine Menge an Problemen. Sie ist von zu Hause ausgerissen und in schlechte Gesellschaft geraten. Trotzdem zeigt sich im Laufe der Erzählung, dass die junge Frau nicht nur eine exzellente Schauspielerin ist, sondern auch Mitgefühl zeigen kann. Tilda vermutet, dass sie langsam dement wird. Allerdings sind die Anzeichen eher undifferenziert. Zu den Höhepunkten der Geschichte gehört das Gespräch zwischen Tilda und Jakob. Tilda war Grundschullehrerin. Die beiden schwingen auf gleicher Wellenlänge. Es sind fast philosophische Gedanken, die sie bewegen. „...Man soll seine Gedanken bei sich behalten, bis sie ausgereift sind. Je weniger einer zu sagen hat, desto mehr redet er...“ Auch Matthias und Alex finden Zugang zueinander. Matthias arbeitet in der Verbrechensprävention. Das interessiert Alex. Er erklärt ihr: „...Früher habe ich sozusagen nur die Scherben aufgesammelt, jetzt bin ich wie ein Arzt, der impft. Und je höher die Impfrate, desto weniger haben die Epidemien eine Chance...“ Das Zitat zeigt, wie gekonnt die Autorin mit Worten und passenden Metaphern spielt. Matthias ahnt, dass Alex eine Menge Probleme hat. Deshalb geht er auf sie zu, lässt ihr aber auch Raum, sich selbst zu entscheiden. Natürlich gibt es auf der Reise eine Menge an Überraschungen, mal selbst verschuldet, mal von außen inszeniert. Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern auch sehr warmherzig. Eingebunden ist eine Prise Krimi. Es geht um Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Verständnis. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.