Yvonne Franke
Das wilde Leben, um das einen ältere Menschen beneiden, wenn man 27 ist, glaubt man Sophie Passmann, ist eher eine Aneinanderreihung von Erzwungenem. Vorgefertigte Glaubensätze werden abgespult, sobald jemand zuhört. Politisch korrekte Betroffenheit muss zu jeder Sekunde in Wort und Gesichtsausdruck abrufbar sein. Im eigenen Wohnzimmer darf sich nichts ansammeln, das auch nur ansatzweise nach leichter, nicht intellektueller Unterhaltung aussieht und die eigenen Freunde sind nicht unbedingt Menschen, die man mag. Wenn man die eingeladen hat, muss man sich irgendwann totstellen, damit sie wieder gehen. Das alles klingt nicht unbedingt lebensbejahend. Trotzdem ist Sophie Passmanns Rant gegen den Zwang die Jugend zu genießen ein, nun ja, Genuss. Sie nimmt Anlauf zu einem Befreiungsschlag, den man nicht verpassen will. Man will dabei sein, wenn es knallt in der minimalistisch eingerichteten Designerwohnung im genau richtigen Viertel der genau richtigen Stadt. Man will sehen, ob nach dem Knall wieder etwas echt sein darf.