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Stainer ermittelt wieder Die Handlung in „Abels Auferstehung“ knüpft direkt an die Geschehnisse aus dem Vorgänger „Der rote Judas“ an. Der Leser wird Zeuge eines Mordes an einem gerade aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Soldaten. Währenddessen ist Kriminalinspektor Stainer mit der Aufklärung eines Mordes an einem Maler beschäftigt. Die Spur führt in das Milieu schlagender Studentenverbindungen. Während der Ermittlungen werden Stainer und sein Team mit Antisemitismus, Kinderschändung und anderen illegalen Machenschaften konfrontiert. Während langsam alle Fäden zusammenlaufen und weiteres Beweismaterial auftaucht, muss der Täter alle Mitwisser aus dem Weg räumen. Auch die Angehörigen der Ermittler geraten in das Visier des Mörders. Der Autor nimmt einen mit auf eine Reise durch das Leipzig der Nachkriegszeit und schildert die Geschehnisse lebendig und authentisch. Man merkt an vielen Kleinigkeiten, wie den Tageslosungen, dem damaligen Verkehrsnetz etc., wie sorgfältig der Roman recherchiert wurde. Man lernt Bräuche, die zu dieser Zeit vorherrschten, wie z.B. die Mensur, genauer kennen und erfährt, dass Rauchwarenhändler keine Tabakwaren, sondern Pelze verkauft haben. Für die damalige Zeit werden in diesem Roman überraschend forsche und feministische Frauen dargestellt, die genau wissen, was sie wollen und was nicht. Gleichzeitig aber auch Frauen, die sich diesen „Luxus“ nicht leisten können und um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Gegenüberstellung ist interessant und wird sich vermutlich noch weiter zuspitzen. Kurzzeitig wird der Anschein erweckt, dass es in die Serienmörder/Psychopath Richtung gehen könnte, hinter der Auflösung steckt erfreulicherweise dann aber noch viel mehr. Auch Goethe findet öfter seinen Weg in diesen Roman und sorgt bei Stainer mit philosophischen Gedanken immer wieder für Erkenntnisse. Eine schöne Idee, die durch den Handlungsort bedingten Parallelen miteinzuarbeiten. Um als Leser nicht nur in der Zeit, sondern auch an dem Ort ankommen zu können, hätten für meinen Geschmack die Charaktere, welche mit einem „starken sächsischen Dialekt“ beschrieben wurden, diesen gerne auch in ihren Aussagen zur Geltung bringen können. Natürlich muss man da einen Grat wählen, sodass es für nicht Leipziger/Sachsen (wie mich) trotzdem verständlich bleibt, es würde der Geschichte aber noch das „i-Tüpfelchen“ an Authentizität verleihen. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und da die Handlung durchgehend von Spannung geprägt war, welche ihren Höhepunkt in einem furiosen Finale findet, konnte man das Buch kaum beiseitelegen. Es bleiben einige offene Fragen am Ende zurück und um die Zukunft mancher Figur muss weiterhin gebangt werden. Ich hoffe und freue mich demnach auf eine (baldige) Fortsetzung und kann die Reihe um Kommissar Stainer allen empfehlen, die einen großartig recherchierten historischen Kriminalroman zu schätzen wissen.