Buchdoktor
Bei seiner Großmutter „Big-Deal“ in ihrer Seniorenresidenz in Florida verbringt der 11-jährige Ware die Sommerferien. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als sich morgens früh ungestört im Pool treiben zu lassen. Als Wares Großmutter stürzt und operiert werden muss, bricht jedoch die Planung für seine Ferien zusammen. Seine Eltern wollen den Sommer über Doppelschichten arbeiten, um die letzte Rate zum geplanten Hauskauf zusammenzubekommen. Wares Mutter, stets besorgt um ihren eigenbrötlerischen Sohn, meldet ihn für die gesamten Ferien in einem Tages-Sommercamp an. Endlich wird er „sinnvolle Interaktion mit anderen Kindern“ erleben. Ware hasste das städtische Sommerlager schon als 6-Jähriger. Er möchte lieber ungestört über das Leben im Mittelalter nachdenken und hält organisierte Freizeit für Zeitverschwendung. Seine Eltern signalisieren ihm in der Camp-Frage mal wieder, dass sie lieber ein geselligeres Kind hätten. Zum Glück weist Onkel Cy seine Schwester darauf hin, dass Ware ihm nicht nur äußerlich verblüffend ähnelt, sondern auch in seiner Persönlichkeit. „Ich wüsste nicht, was es an dir zu verbessern gäbe“, meint Cy, kann Ware jedoch noch nicht überzeugen. Als Ware sich aus dem Camp-Trubel in die Krone eines Baumes flüchtet, entdeckt er von dort oben auf dem Nachbargrundstück die Ruine einer Kirche. Das hochinteressante Revier beansprucht die gleichaltrige Jolene für sich, die dort Papaya-Pflanzen zieht. Den Teil mit den Kirchentrümmern tritt sie Ware großzügig ab, der ungeahnte Schätze findet: ein Taufbecken, die Kirchenglocke, alte Fotos und Bastelmaterial. Bisher hatte Ritter Ware sich für den einzigen Geschichtsexperten gehalten, er muss jedoch anerkennen, dass Jolene ein wandelndes Lexikon zum Thema Gärtnern zu sein scheint. Ware lässt sich nun frech morgens von seiner Mutter vor dem Camp absetzen, um seine Tage beim Projekt Kirchenruine zu verbringen. Die Zumutung organisierter Ferien hat er elegant abwenden können, muss jedoch noch viel lernen, was die Kommunikation mit anderen betrifft. Als Dritte im Bunde taucht die etwas ältere Ashley auf, die die Gewerbefläche neben der Kirche als Gefahr für durchziehende Kanada-Gänse erkennt. Sie hat früher einmal verletzte Gänse beobachtet, die Asphalt für Wasserflächen hielten und sich bei der Landung verletzten. Ware entwickelt zwar eine geniale Idee, um durchreisende Kanadagänse zu schützen; zugleich auch ihr eigenes Projekt auf dem Grundstück zu retten, übersteigt die Fähigkeiten der Kinder jedoch zunächst. Ein phantasievolles Kind wie Ware hätte die städtische Ferienbetreuung im Camp als pädagogischen Berater und Ideenbrüter beschäftigen sollen, dachte ich hier mehr als einmal. Aber Ware ist gerade einmal 11 ¾, wie er betont. Die Helden dieses Ferienabenteuers zu Weltverbesserern zu erklären, wäre zu hoch gegriffen. Wares ungewöhnliches Projekt kann jedoch Verständnis schaffen für zurückhaltende Menschen und ihr Recht darauf, ohne von anderen übergestülpte Lebensträume nach eigenem Plan zu leben. Ware hat von Salome, dem Barbesitzer Walter und seiner Oma viel gelernt in diesem Sommer – in seinem eigenen Tempo.