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blerta

Posted on 7.3.2021

Lily Karsten gehört einer der berühmtesten und erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs an. Während sie in einer Villa lebt, davon träumt, Schriftstellerin zu werden und scheinbar in ihren Verlobten verliebt ist, arbeitet Jo im Hafen für den mächtigsten Kaufmann der Stadt. Als Lily eines Tages ihren Hut verliert und ein Arbeiter ihn einzufangen versucht, kommt es zu einem tragischen Unfall. Lily fühlt sich unfassbar schuldig und Jo versucht seinem verunfallten Freund zu helfen. Bald kommen sich Lily und Jo näher – doch eine Verbindung zwischen ihnen ist undenkbar. Ausserdem hat Jo ein Geheimnis, von dem Lily nie erfahren darf … Meine Meinung Ich muss sagen, dass ich noch nicht viele historische Romane gelesen habe und mich auch keiner so richtig begeistern konnte – bis jetzt! Man befand sich gleich Mitten in der Geschichte und lernte die Familie Karsten kennen. Obwohl ich nicht gut mit Namen bin, kam ich hier sehr gut nach und konnte die verschiedenen Personen auf Anhieb voneinander unterscheiden. Vorab: Ich liebe (fast) alle Protagonistinnen in diesem Buch! Vor allem Lily: Sie ist eine aufgeweckte junge Frau, die sich definitiv nicht einfach den gesellschaftlichen Regeln beugt und ihr eigenes Ding durchzieht. Sie ist zielorientiert und man erlebt mit, wie sie beginnt, die Dinge, die ihr bisher normal vorkamen, zu hinterfragen. Sie erkennt die Ungerechtigkeit und das Elend, in dem andere Menschen leben. Ihre Entwicklung während der Geschichte hat mich wirklich überzeugt – sie wirkte so authentisch und echt, dass mir manchmal Tränen der Rührung kamen. Auch den Rest der Familie konnte ich (grösstenteils) ins Herz schliessen und baute sofort eine emotionale Bindung zu ihnen auf. Vor allem zu ihrem kleinen Bruder, der unter einer unheilbaren Krankheit leidet, die die Familie zwar zusammenschweisst, aber gleichzeitig auseinanderwirft. Und ihr grosser Bruder Franz ist ein sehr mysteriöser Charakter … Nun zu Jo: Zwischen Lily und Jo habe ich schon auf den ersten paar Seite eine unverwechselbare Spannung und Anziehung gespürt. Ich war wirklich überrascht, wie oft mir warm ums Herz wurde, als die beiden miteinander geredet oder Blicke ausgetauscht haben. Ich finde den Schreibstil von Miriam Georg sehr angenehm. Auch schon in ihrem letzten Buch, das ich gelesen habe, hat mir ihre Art des Schreibens sehr gefallen. Ich flog praktisch durch die Seiten und obwohl das Buch über 600 Seiten hat, kam es mir definitiv nicht so vor. Auch die geschichtlichen und Informationen waren toll in den Text eingebaut. Ich persönlich habe keine Ahnung von Hamburg, aber in diesem Buch fand ich diese Hafenstadt sehr aufregend! Im Allgemeinen fand ich die Geschichte sehr facettenreich. Und ich befürworte es sehr, dass in diesem Buch um starke Frauenfiguren geht, denn es bleibt nicht nur bei der Protagonistin, die sich den Normen entgegenstellt … Kurz nach der Mitte gab es einen kleinen Einbruch der Spannung, aber da kann man sehr gut darüber hinwegschauen, da dafür auf das Finale sehr gut aufgebaut wurde. Gegen Ende konnte ich das Buch wirklich nicht mehr aus den Händen legen, denn es war durchzogen von Aufregung und Hass und Liebe gegenüber den Charakteren. Das Einzige, das ich ein bisschen vermisst habe, waren die ganz grossen Gefühle. Ich persönlich mag es ja, wenn es sehr dramatisch wird und hier hat mir noch das letzte bisschen gefehlt. Trotzdem war es eine schöne, traurige, facettenreiche und vor allem auch lehrreiche Geschichte. Fazit Man taucht direkt in die Geschichte der Karstens hinein und bleibt am Buch kleben, bis die letzte Seite umgeblättert ist. Lily ist eine spannende und zielorientierte junge Frau, die in diesem Buch die gesellschaftlichen Regeln des 19. Jahrhunderts in Hamburg hinterfragt. Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr! Ich flog durch die Seiten und konnte vor allem gegen Ende nicht mehr aufhören zu lesen. Eine wunderschöne und lehrreiche Geschichte über mutige Frauen, die sich nicht einfach herumschieben lassen!

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