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dasbuecherhaus

Posted on 7.3.2021

Lakonische Verlierer, die es mit dem Gesetz und der Realität nicht so genau nehmen. Pizza-Lieferanten, die den Glauben an Pizza verloren haben. Typen, die vom Leben zermatscht wurden, und nichts wollen als ein bisschen Würde – oder noch besser: Rache. Die schrägen Charaktere in Roland Sprangers Short Stories könnten unsere merkwürdigen Nachbarn sein, wie sie absurde Saufgespräche führen, schwer verkatert ins Stockholm-Syndrom reinschliddern, auf Crystal durchdrehen oder dagegen ankämpfen, verloren zu gehen. Der ein oder andere Mord ist nur konsequent. Und können Baukräne eigentlich Sex haben? Salsa Maria ist auf dem Heimweg, als sie hinter sich einen Mann wahrnimmt, der ihr augenscheinlich folgt. Jetzt könnte alles passieren, nicht wahr? Aber, das was passiert, ist noch überraschender als das, was ich mir bei den ersten Zeilen ausgemalt hatte und es wirft fragen auf, hätte Maria anders reagiert, anders geantwortet wie wäre die Begegnung ausgegangen? Die Geschichte umfasst gerade mal 1,5 Taschenbuchseiten und beeindruckt mehr als so manch längeres Werk. Tot sein, ist eine der traurigsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Saschas bester Freund Michael hat seine Tochter Matilda verloren, sie starb in der Zeit die man benötigt, um eine Fertigsuppe zuzubereiten. In dieser Story erzählt der Autor wie Saschas Tochter Lena mit dem Tod umgeht und wie Michael. *Wenn dein Kind gestorben ist, bist du nur noch ein Zombie. Ich geh auch nicht mehr ins Kino. Und ich spiel auch nicht mehr am Computer. Ich tu nur so, als ob. Wenn du mich danach fragst* *Warum?* *Damit du beruhigt bist* Bei diesem Dialog kamen mir fast die Tränen, dass jemand der den kostbarsten Menschen in seinem Leben verloren hat, das Bedürfnis hat einen anderen zu beruhigen, kann ja irgendwie nicht richtig sein. Ich musste aber auch so manches Mal schmunzeln. Eigentlich ist die Story natürlich nicht lustig, aber lest selbst. Im Feuerring, erzählt von einem betrogenen Mann, der sich rächt und den Ausgang seiner Racheaktion in die Hände seiner Ex-Freundin legt und mir einen Wurm ins Ohr. I fell into a burning ring of fire I went down, down, down And the flames went higher And it burns, burns, burns The ring of fire The ring of fire Für seine Kurzgeschichte „C“ wurde der Autor in der Kategorie „Bester Kurzkrimi“ im Jahr 2016 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Meiner Meinung nach völlig zu Recht, kurz, knackig und auf den Punkt gebracht, ist "C" eine meiner Lieblinge im Buch. Die Storys in A Kind of Blue, haben mir wirklich gefallen, bei der einen oder anderen hat es allerdings einen Moment gedauert bis es klick gemacht hat. Es ist faszinierend wie viel sich in einer Kurzgeschichte verstecken kann, man erkennt es nicht immer auf den ersten Blick und gerade die ganz kurzen offenbaren sich oft erst später. Die Titelgebende Story ist so eine, keine zwei Seiten, ich musste sie zweimal lesen und bin mir immer noch nicht sicher, ob ich weiß, was der Autor mir mit dieser Geschichte sagen will. Und doch hat auch sie mich gut unterhalten, wie jede hat auch sie ihren eigenen Reiz. A Kind of Blue bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung, allerdings sind sie anspruchsvoller als 08/15 Kriminalgeschichten man muss sich als Leser Zeit nehmen und ihnen seine komplette Aufmerksamkeit schenken, sie sind keine leichte Kost für zwischendurch. Mich hat das Buch zufrieden zurückgelassen.

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