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dasbuecherhaus

Posted on 7.3.2021

Sechzehn Jahre ist es her, dass sie ihre Mutter zuletzt gesehen hat. Die Hälfte ihres Lebens hat sie versucht, ihre Kindheit zu vergessen - die Zeit auf dem Fluss, auf einem Hausboot, frei und ungebunden. Die Jahre danach, als ihre Mutter plötzlich weg war und sie bei Pflegeeltern unterkam. Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss? Gretel will nach sechzehn Jahren endlich Antworten auf die Fragen die sie ihr halbes Leben lang begleiteten. Was geschah auf dem Hausboot und warum hat ihre Mutter Sarah sie ohne Vorwarnung verlassen. Als sie sie tatsächlich findet, drängt die Zeit, denn Sarah leidet unter Demenz das macht den Zugang zu ihr und das Zusammenleben schwierig. Doch Gretel muss Antworten finden um zu erfahren was in ihrer Kindheit geschehen ist. Daisy Johnson hat einen thematisch schwierigen Roman geschrieben und sie hat nicht nur ein Thema aufgegriffen, sondern viele verschiedene in eine Geschichte verpackt und diese mit wunderbaren Worten zu einem stimmigen Gesamtbild verknüpft. Untertauchen ist in drei Abschnitte aufgeteilt die im Wechsel erzählt werden. Die Begebenheiten in der Gegenwart sind mit Cottage übertitelt, sie erzählen vom Leben Gretels und Sarahs, nachdem Gretel ihre Mutter bei sich aufgenommen hatte. Jagd beschreibt die Suche Gretels nach Sarah und Fluss erzählt vom Leben auf dem Hausboot. Worte spielen in Gretels Leben eine große Rolle, während der gemeinsamen Zeit mit ihrer Mutter haben sie eigene Worte erfunden, für kleine Missgeschicke und für die große Angst. Als Erwachsene arbeitet Gretel als Lexikografin. Es ist nicht ganz einfach gewesen einen Zugang zu der Geschichte zu finden, der Schreibstil und die Wortwahl sind ungewöhnlich, die Autorin bedient sich vieler Metaphern, das muss man mögen aber einmal eingetaucht, fesselt sie einen und lässt nicht mehr los. Je mehr man liest, desto mehr enthüllt sich das Drama um die Mutter-Tochter Beziehung so ganz entwirrt sich das Geflecht allerdings nie, auch am Ende bleiben für meinen Geschmack ein paar Fragen zu viel unbeantwortet aber bis dahin war Untertauchen ein wunderbares, sprachlich forderndes Lesevergenügen. Birgit Maria Pfaffinger hat als Übersetzerin übrigens einen wunderbaren Job gemacht.

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