dasbuecherhaus
Klappentext: Eine junge Frau lernt ihren Mann ganz neu kennen, als sie zum ersten Mal seine Heimat an der nordirischen Küste besuchen; eine Mutter will verstehen, warum ihr kleiner Sohn so besessen ist von Tierknochen und der Apokalypse … In diesen Geschichten ist die Welt ebenso schön wie fremd. Männer und Frauen, Alt und Jung bewegen sich durchs Leben, wie ein Tourist ein fernes Land erkundet: aufmerksam, mit einer Mischung aus Staunen und Misstrauen. Sie leben in ständiger Gefahr, missverstanden, verletzt oder abgelehnt zu werden, und wollen doch nur begreifen, wer sie sind, in welcher Welt sie leben. Dinosaurier auf anderen Planeten. Mein erster Gedanke als ich den Titel dieser Anthologie las, war: Oh Klasse Science - Fiction. Selten hat mich ein Buchtitel so sehr in die Irre geführt, aber natürlich wurde mir beim Lesen des Klappentextes schnell klar, das es sich um alles andere als SF handelt. Der Werbetext für die Anthologie lautet: Wer sonst nur Romane liest, wird diesen Kurzgeschichten verfallen. Ich persönlich liebe sowohl Romane als auch Kurzgeschichten, diese haben immer einen besonderen Reiz, sie bringen schnell auf den Punkt worum es dem Autor geht, wenn sie mir nicht gefallen, sind sie schnell beendet. Romane führen die Leser in eine meist fremde Umgebung, er hat Zeit sich auf die Personen einzulassen und sie kennenzulernen, er lernt ihr Umfeld kennen und kann irgendwann erahnen, wie sie reagieren. Danielle McLaughlin hat es geschafft mir bei jeder ihrer Geschichten das Gefühl gegeben einen Roman zu lesen. Allerdings darf man keine *normalen* Kurzgeschichten erwarten. Die Autorin lässt ihre Leser kurze Momente im Leben ihrer Protagonisten miterleben, diese sind ganz normale Menschen in ganz normalen Lebenssituationen und während des Lesens der ersten Storys, über versuchte ich zu ergründen was genau mir Danielle McLaughlin sagen will, ich wartete auf den Höhepunkt der Geschichte, ihre Auflösung, nur das kam nicht. Ihre Geschichten leben vom Ungesagten, sie erzählen von Verlusten, von Ängsten und auch von unerfüllten Erwartungen, vom Leben und sterben, selten zeigt sie glückliche Momente. Im Englischen nennt man das wohl: Build Your Own Story. Jeder Leser wird die Geschichten für sich anders interpretieren und vielleicht ist das genau das, was die Autorin will, ihre Leser zum Nachdenken zwingen. In der Titelgebenden Story, bekommt ein Ehepaar mittleren Alters Besuch von ihrer Tochter und dem sechsjährigen Enkelsohn, die sie seit über einem Jahr nicht gesehen haben, da diese in London leben. In diesem Jahr, ist der Ehemann fast unmerklich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ins ehemalige Kinderzimmer gezogen, das Paar lebt nebeneinander her, es ist nie die Rede davon das es schwerwiegende Konflikte gab, die dazu führten. Nur beiläufig erfährt der Leser, das es dem Mann nicht recht ist, aufgrund des Besuches wieder in das gemeinsame Schlafzimmer zu ziehen. Das Verhältnis zur Tochter scheint auch schwierig zu sein, sie bringt einen neuen Mann mit, von dem sie vorher nichts erzählte und nur die Beziehung zu ihrem Enkel beschert ihnen unbeschwerte Momente. Die Neugier ist geweckt, was ist da vorgefallen, warum haben sich die Eheleute so entfremdet, warum kommt die Tochter nur selten zu Besuch, warum erzählte sie nichts von ihrem neuen Partner und warum enthüllt sie erst sehr spät von ihren weiteren Plänen? Diese und ähnliche Fragen stellt man sich unweigerlich bei jeder Geschichte. Keine dieser Fragen wird auch nur annähernd beantwortet, aber das macht nichts, gar nichts, die Storys sind großartig erzählt. Sie sind allerdings nicht für Leser geeignet die keine losen Enden mögen. Von mir bekommt Dinosaurier auf anderen Planeten eine absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung und ich bin sehr gespannt was wir von der Autorin noch zu lesen bekommen. Ein großes Lob gebührt sicher auch der Übersetzerin Silvia Morawetz, soweit ich das beurteilen kann, hat sie großartige Arbeit geleistet und mit viel Sensibilität und sprachlichem Geschick nicht nur den Inhalt, sondern auch das Gefühl das die Geschichten vermitteln ins Deutsche übersetzt.