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Posted on 6.3.2021

Im Mittelpunkt von Benedict Wells „Spinner“ steht der 19 jährige Jesper, der nach dem Abi nach Berlin gezogen ist und nun in einer einzigen Woche eine Oddysee durch eben diese Stadt erlebt. Jesper, der Schriftsteller sein will und gerade, meist unter Rausch, sein erstes Buch beendet hat wirkt immer wieder unbeholfen, orientierungslos und meist sehr traurig und unsicher im Bezug auf sein eigenes Leben. Doch eines weiß er, er will nicht so sein wie alle anderen, die er nicht leiden kann und will nicht einfach nur ein gewöhnliches Leben alla Nine-to-Five Job und davor natürlich noch BWL Studium. Jesper als Charakter ist dem Autor meiner Meinung dem Autor ziemlich gut gelungen, man bekommt super Einblicke in seine Gefühlswelt und er ist nicht langweilig. Teilweise wollte ich ihn wirklich mögen, ich habe Ihn verstanden und er hat mir einfach nur Leid getan. Dann wiederum konnte ich Ihn aufgrund seiner herablassenden Art und seinen Hass gegen Alles und Jeden einfach überhaupt nicht ausstehen, dass hat Ihn wirklich interessant gemacht. Die anderen Charaktere fand ich dann aber doch eher überzogen und stereotypisch. Neben Jesper als Charakter hat mir auch der Schreibstil des Autors gefallen. Er war locker, authentisch, hat gut zu dem Alter des Protagonisten gepasst und ich habe Ihm dem Autor wirklich abgekauft. Ganz anders erging es mir jedoch mit der Handlung, die mich im Kern ziemlich an eine Art moderneres aber schlechteres „Der Fänger im Roggen“. Zwar fand ich die Mischung aus Realität und Phantasie, sodass man manchmal nicht so Recht wusste, was gerade wirklich passiert und was sich Jesper nur so zusammenspinnt, wirklich gut und interessant. Aber sonst fand ich alles ziemlich aufgesetzt, gewollt und vorhersehbar. Dann auch immer wieder ziemlich wirr und ziellos, was vielleicht die Orientierungslosigkeit des Protagonisten unterstreichen sollte, mir jedoch gar nicht gefallen hat. Ich wollte „Spinner“ wirklich mögen, gerade weil mir „Vom Ende der Einsamkeit“ so gut gefallen hat und ich Benedict Wells wirklich für einen guten, talentierten Autor halte. Dieser Roman konnte meine Erwartungen aber gar nicht erfüllen, was vielleicht dem Umstand zu schulden ist, dass es sich hier um das Erstlingswerk handelt, dass der Autor im Alter von 19 Jahren geschrieben hat.

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