pmelittam
Verhaltensbiologin Lena Bondroit wird vom Verfassungsschutz angesprochen, ein syrischer Clan scheint kurz vor den Neuwahlen ein Attentat zu planen, und Lena, die gerade an Wölfen forscht, wird um eine Expertise zum Thema Familie/Wolfsrudel gebeten. Jan Berger ist Chef der Partei „Neue bürgerliche Mitte“ und kann, nur wenige Jahre nach der Coronakrise, auf eine Stimmenmehrheit und die Kanzlerschaft hoffen. Ein Attentat könnte ihn Stimmen kosten und passt daher so gar nicht in seine Planung. Doch wozu hat man Freunde. Der Roman spielt wenige Jahre in der Zukunft, die Coronakrise ist zwar vorbei, hat aber einige Schäden hinterlassen, so dass neue Parteien Auftrieb erhalten, auch, oder gerade weil sie nicht unbedingt demokratische Werte vertreten. Thomas Kiehl spinnt weiter, was sich derzeit tut, und macht daraus eine eher negative Zukunftsprognose. Interessant sind Lenas Forschung und ihre Überlegungen dazu, die auf neuen tatsächlichen Ergebnissen beruhen. Dies auf Familien zu übertragen ist gar nicht einmal so unmöglich. Dennoch sieht Lena ihre Rolle beim Verfassungsschutz kritisch, da dort manches vorausgesetzt wird, das sie so nicht unterschreiben kann. Stephan Ewald, der sie rekrutiert, ist kein einfacher Mensch, seine frauenfeindlichen Sprüche gehen gar nicht, er zeigt aber auch eine sensible Seite. Im Gegenteil zu ihm ist die Clique rund um Berger komplett verachtenswert – gute Antagonisten eben. Ambivalent muss man das Mitglied des syrischen Clans sehen, das Lena und mit ihr der Leser näher kennenlernt. Und Lena selbst? Auch sie hat Schwachstellen, ist mir unterm Strich aber sympathisch. Insgesamt sind die Charaktere durchaus gelungen. Erzählt wird in Countdownform, beginnend zwei Wochen vor der Wahl, das passt hier gut und steigert auch die Spannung, wenn man sieht, wie die Zeit vergeht und endlich Ergebnisse gefordert sind. Auch die Wechsel der Perspektiven fügen sich gut ein, so erfährt man nicht nur, wie versucht wird, das Attentat zu verhindern, sondern auch, wie Berger um seinen erhofften Wahlerfolg bangt und versucht einer Niederlage gegenzusteuern. Schließlich gibt es einige Wendungen, manche recht unerwartet. Ich fand das Ganze sehr spannend und interessant. Das Nachwort ist ebenfalls sehr lesenswert. „Homo Lupus“ ist bereits der zweite Band um die Verhaltensbiologin Lena Bondroit und spielt wenige Jahre nach der Coronakrise, also ein paar Jahre in der Zukunft. Der Roman ist interessant und spannend zu lesen und bietet einige überraschende Wendungen. Ich fühlte mich gut unterhalten und vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde, und natürlich eine Leseempfehlung.