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gwyn

Posted on 4.3.2021

«Stell dir vor, da gibt es diese Kammer in deinem Kopf. Sie ist voller Dinge, an die du dich nicht mehr erinnern möchtest, und mit einem riesigen Schloss gesichert. Sie ist voller Dinge, an die du dich nicht mehr erinnern möchtest, und mit einem riesigen Schloss gesichert.» (Anfang Prolog) Der Thrill unterliegt diesem Roman ab der ersten Seite. Aber wir haben es hier mit einem sanften Hinschaukeln bis zum bitteren Ende zu tun, perfide, realistisch und durchdringend. «Maxwell’s Silver Hammer» macht clang, clang, bis hin zum Paukenschlag. Wer auf Action, Action steht, der wird enttäuscht sein. Ein feines Kammerspiel präsentiert sich hier, psychologisch durchdacht, rollt Stück für Stück die ganze Palette dessen auf, was Kinder ertragen müssen, etwas das ihre Charaktere zum dem werden lässt, was sie sind. Er lügt. Es gibt keinen Grund zu lügen, trotzdem behauptet er, dass er nicht mehr weiß, wie sie ausgesehen hat. Aber über das Fell und die Augen der Katze, um die seine Mutter sich ab und zu gekümmert hat, weiß er genau Bescheid. «Nein, vielleicht lügt er nicht. Kann schon sein, dass er sich an ihr Gesicht(Mutter) nicht mehr erinnert. Aber warum hat sein Gehirn die Erinnerung verdrängt? Diese Manipulation seines Gedächtnisses ist der Schlüssel zu dem Fall.» Es beginnt mit einem Brand in Seoul. Und plötzlich steht zwischen den Polizisten und Feuerwehrleuten ein Mädchen. Es konnte dem Feuer entkommen. Die Großeltern, bei denen sie wohnte, wurden im Schlaf überrascht. Wechsel: Ein perfider Serienmörder hat die Stadt monatelang in Atem gehalten. Jetzt ist Lee Byongdo, «der Killer mit dem zarten Gesicht», gefasst worden und wird in einer Psychiatrie verwahrt. Wie viele Opfer von ihm gibt es noch? Er schweigt sich aus. Aber er will die Psychologin Sonkyong sprechen, die Profilerin. Die beiden kennen sich nicht. Sie ist überrascht. Byongdo stellt eine Bedingung: Wenn sie ihm bei jedem Besuch einen saftigen roten Apfel mitbringt, wird er reden. Sonkyong ist seit einem Jahr mit einem Arzt verheiratet. Es ist eine gute Beziehung. Doch plötzlich kehrt sich ihr Leben um. Die 10-jährige Hayong tritt in ihr Leben, die Tochter ihres Mannes. Die Eltern waren geschieden, kurz nach der erneuten Hochzeit des Vaters nahm sich ihre Mutter das Leben und sie zog zu ihren Großeltern – die einen Brand nicht überlebten. Das Mädchen stellt sich Sonkyong feindlich gegenüber, behauptet, sie, die neue Frau, sei schuld am Tod ihrer Mutter. Der Vater, viel beschäftigt, hat keine Zeit, überlässt seiner Frau das Kind, Schulwechsel, Einrichtung des Kinderzimmers, Einkauf neuer Kleidung – und die Erziehung ... Das Miteinander zwischen Mädchen und Ziehmutter gestaltet sich schwierig, ein Kammerspiel der Annäherung. Sonkyong ist das Bindeglied zwischen den Lebensgeschichten von Byongdo und Hayong. Multiperspektiv blättert Mi-Ae Seo ihre Charaktere aus, ganz langsam kommt sie dem «Killer-Gen» näher ... Ein Thriller, der den Leser erschaudern lässt. Dieser Roman braucht keine Daueraktion, denn er ist psychologisch fein ausgearbeitet, lässt tief in schwarze Seelen blicken. Noir vom Feinsten! Einige Verweise sind literarisch eingearbeitet, angefangen mit «Hanibal Lector», bis zu psychologiescher Literatur und realen Serienmördern. Nie wieder werde ich den Song der Beatles hören können, ohne an dieses Buch zu denken: «Bang! Bang! Maxwell’s silver hammer came down upon her head. Clang! Clang! Maxwell’s silver hammer. Made sure that she was dead.» Eine Autorin, die das schafft, hat gewonnen! Natürlich verrate ich das Ende nicht, aber eins kann ich garantieren, es ist tiefschwarz! Mi-Ae Seo wurde in Korea geboren und lebt in Seoul. Ihre Thriller sind in Korea regelmäßig auf der Bestsellerliste, sie ist außerdem erfolgreiche Drehbuchautorin. «Der rote Apfel» wurde in mehrere Länder verkauft, eine Verfilmung ist bereits in Planung.

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