kimvi
Seit vier Jahren besucht der blinde Nathaniel einmal im Monat die im Koma liegende Carole und bringt dabei immer ihren Sohn Silas, der seine Mutter noch nie wach erlebt hat, mit. Doch dieses Mal stimmt etwas nicht, denn in Caroles Bett liegt eine andere Frau. Auf seine Nachfrage, was mit Carole passiert ist, erhält Nathaniel zunächst unterschiedliche Auskünfte und schließlich die Mitteilung, dass Carole gestorben ist. Doch einen Totenschein und ein Grab gibt es nicht. Da Nathaniel das alles überaus merkwürdig vorkommt, bittet er Milla Nova um ihre Hilfe... "Die Patientin" ist nach "Blind" der zweite Band in dem die Journalistin Milla Nova ermittelt. Man kann den aktuellen Ereignissen aber auch dann problemlos folgen, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, da die Autorin alle wichtigen Hintergrundinformationen in die Handlung einstreut. Der Einstieg ins Geschehen gelingt mühelos, denn das Interesse am geheimnisvollen Verschwinden von Carole wird sofort geweckt. Gemeinsam mit Nathaniel stellt man sich die Frage, was mit ihr passiert sein könnte. Leider ist der sympathische Blinde in diesem Band eher eine Randfigur. Er taucht zwar ab und wann auf, doch dieses Mal stehen Milla Nova und ihr Freund, der Ermittler Sandro Bandini, der sich mit mysteriösen Todesfällen, bei denen der Anschein erweckt werden soll, dass es sich um Selbstmorde handelt, im Zentrum des Geschehens. Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Alle Stränge sind nicht nur gleichermaßen interessant, sondern entwickeln sich im Verlauf zunehmend spannender. Man verfolgt gebannt, welche unterschiedlichen Puzzleteilchen Milla und Sandro zusammentragen, hat aber zunächst keine Ahnung, wie sie zusammengehören könnten. Bei diesem Krimi wird man von Anfang an dazu angeregt, eigene Ermittlungen anzustellen. Doch zunächst scheint nichts zusammenzupassen. Dadurch gerät man früh in den Sog der Handlung und möchte unbedingt erfahren, was und wer hinter allem steckt. Der Schreibstil ist flüssig und äußerst angenehm lesbar. Man kann sich die Handlungsorte und die Charaktere so lebhaft vorstellen, dass man alles unmittelbar vor Augen hat und die Spannung dadurch ganz auskosten kann. Ein spannender Fall für Milla Nova, den man bereits nach kurzer Zeit kaum noch aus der Hand legen mag.