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lit.erally.love

Posted on 3.3.2021

"Kim Jiyoung, geboren 1982" macht wütend. Richtig, richtig wütend. Etwas, dass ich nicht erwartet hätte von einer 200 Seiten langen Novelle, die weitestgehend in Form eines psychologischen Gutachtens geschrieben ist. Es braucht ein wenig, um in die Geschichte hineinzukommen - für mich war der nüchterne, klinische Schreibstil aber nach den ersten zwanzig Seiten ein wirkliches Highlight. Dadurch wird das Buch noch mal beeindruckender. Es ist auf eine Art wirklich frustrierend, in dieser Klarheit von all den Ungerechtigkeiten zu lesen, die Kim Jiyoung widerfahren. Obwohl eigentlich nur die Geschichte einer ganz normalen, südkoreanischen Frau erzählt wird, habe ich es in einem Rutsch durchgesuchtet. Nebenbei ist das Buch auch eine Geschichte Südkoreas und wie es sich in den letzten 50 Jahren entwickelte - es ist fast mehr ein Sachbuch als Prosa. Das muss man mögen. In Fußnoten belegen Statistiken das, was Kim Jiyoung in ihrem Alltag passiert. Ich habe noch nie eine Genre-Mischung dieser Art gelesen, alleine deshalb wird mir “Kim Jiyoung, geboren 1982” erst mal länger im Kopf bleiben. Am Allerbesten war meiner Meinung nach der Epilog, der meine Bewertung von 4 Sternen auf 5 Sterne gehoben hat. In Südkorea hat “Kim Jiyoung, geboren 1982” eine ganze Debatte hervorgerufen. Ein K-Pop-Star wurde angefeindet, weil sie es empfahl, das Buch wurde dem Präsidenten vom Vorstand der linken Partei geschenkt und verkaufte sich schon 2018 mehr als eine Millionen Mal. Klar sind die kulturellen Unterschiede sehr interessant zu lesen - die angesprochenen Probleme treten aber weitestgehend auch in Deutschland auf. Sie sind für uns alle relevant. “Kim Jiyoung, geboren 1982” ist das perfekte Buch für zwischendurch - weil es einem in seiner Kürze so viel mitgibt. Ich habs genossen! (Werbung/Rezensionsexemplar)

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