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mari_liest

Posted on 2.3.2021

Vanessa, 15, ergattert ein Stipendium und wechselt in ein Internat. Dort trifft sie Jacob Strane, Lehrer, 27 Jahre älter. Nach und nach wird das Verhältnis der beiden inniger als Schüler und Lehrer es haben sollten. Strane wird zudringlich, doch Vanessa wehrt sich nicht dagegen. Sie genießt diese verquere Art von Aufmerksamkeit. Doch als die Gerüchte in der Schule zu brodeln anfangen, rollt der Kopf des jungen Mädchens, während Strane ungeschoren davonkommt. Jahre später wird Strane jedoch wegen sexueller Belästigung von einer ehemaligen Schülerin belangt und wegen Missbrauchs angezeigt. Sie wendet sich an Vanessa und bittet sie um Unterstützung, um Strane endlich zu Fall zu bringen. Und jetzt wird es spannend und grausam, wenn man sich die Psyche eines missbrauchten Menschen ansieht. Einerseits sieht Vanessa sich als Opfer, doch andererseits sieht sich nicht als missbraucht, denn sie hatte ja nie Einwände. Die Geschichte kommt aus zwei Perspektiven: Vanessa als junge Schülerin und als Erwachsene. Sie schildert die Beziehung eines erwachsenen Mannes zu einem jungen Mädchen und die Folgen, die damit einhergehen. Die Denkmuster, die sich daraus für das weitere Leben ergeben. Dem irrsinnigen Glauben des Erwachsenen, dass er nichts Böses tat. Von Beginn an hatte ich ein mulmiges Bauchgefühl. Zu beobachten, wie Vanessa manipuliert wird und ihrem Lehrer immer mehr verfällt, hat mir an vielen Stellen massive Übelkeit beschert. Die berechnende Art von Strane wurde auch von Kollegen der Lehrerschaft ignoriert und man hat ein junges Mädchen der Lüge bezichtigt, ohne näher hinzusehen. Die Schilderungen von Vanessa sind an vielen Stellen nüchtern, tlw. emotionslos. Emotionen entwickelte sie nur, wenn jemand Strane verbal angriff. Immer wieder spricht sie sich gegen das Stigma aus, dass sie missbraucht wurde. Sie schützt ihren Peiniger nach außen, lässt nur ihn selbst spüren, dass sich manchmal doch Unsicherheiten in ihr auftun. Der Roman greift ein wichtiges Thema auf und zeigt, wie lange sich solche Erlebnisse auf Menschen auswirken. Immer wieder taucht die Frage nach Mitschuld auf, da es unausgesprochene Zustimmung gab  nicht wirklich!! Am Ende war ich einem Schleudertrauma nahe und gefühlt hilflos. Wie würde ich reagieren, wenn ich wüsste, dass dies jemandem geschieht? Ein Thema, dass mich an vielen Stellen würgen ließ, Mitgefühl brachte für das junge, unwissende Mädchen und Wut. Klare Leseempfehlung!

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