schnaeppchenjaegerin
In Wien wird ein toter Mann aus der Donau geborgen. Bei der schon Tage alten Wasserleiche handelt es sich um den ehemaligen Polizeibeamten Jan Dorn, der an Multiple Sklerose erkrankt ist. Jan war ein Hacker und Einzelgänger und war deshalb bislang nicht vermisst gemeldet worden. Aufgrund der Verletzungen kann ein Selbstmord ausgeschlossen werden. Jan wurde erstickt. Abteilungsinspektor Richard Schwarz und Chefinspektor Paul Marek stoßen bei ihren Ermittlungen auf eine Selbsthilfegruppe, die Jan besuchte. Dort wurden die Patienten offenbar mit illegalen Medikamenten versorgt, die eine Linderung oder gar Heilung ihrer Krankheit versprachen. Parallel dazu wird Richard immer wieder von der Polizeipsychologin Theres Lend kontaktiert, die sich aufgrund ihrer Augen-Erkrankung an einen Wunderheiler gewandt hat. Sie vermisst einen weiteren seiner Patienten und sorgt sich über seltsame Symptome, die sie bei sich feststellt. "Die Maske der Schuld" ist der zweite Band der Reihe um den schwer gezeichneten LKA-Beamten Richard Schwarz. Wie schon im ersten Teil besteht der Roman aus mehreren Handlungssträngen, die nicht unmittelbar in einem Zusammenhang stehen. Neben den Ermittlungen in dem Mord an Jan Dorn, beschäftigt Richard weiterhin seine Vergangenheit um seine vor 28 Jahren vor seinen Augen ermordeten Mutter. Parallel dazu werden die Tage in einer Rehaklinik aus der Perspektive einer an MS erkrankten Frau erzählt. Wie schon Band 1 würde ich auch diesen zweiten Band, der sich fast nahtlos an den Auftaktroman anschließt, nicht als Thriller, sondern als Krimi bezeichnen. Durch die vielen parallelen Handlungsstränge und die Sorgen von Richard - einerseits sein Trauma aus der Kindheit, andererseits die Sorge um den Zirkus seiner Schwester Sarah aus München sowie seine sehnsüchtige Liebe zu der Pathologin Dr. Emily McSand - gerät der Fall um den ermordeten Jan Dorn fast ein wenig in den Hintergrund. Die zögerlichen Ermittlungen und oftmals unprofessionell wirkende Vorgehensweise der LKA-Beamten verhindern lange einen Aufbau von Spannung. Zudem verrät der Klappentext zu viel. Bei wem es sich um den Toten handelt und dass sein Tod mit Medikamentenversuchen in Zusammenhang steht, ergibt erst nach der Hälfte des Romans. Umso dilettantischer wirkt das Auftreten von Richard und Paul bei der Tatortbegehung und ihren falschen Schlussfolgerungen, die sogar dazu führen, dass Eltern fälschlicherweise eine Todesnachricht hinsichtlich ihres Sohnes überbracht wird. Weiterhin lenkt Richards Vergangenheit und sein Hadern mit seinem äußeren Erscheinungsbild revolvierend - in seinen Gedanken und Rückblenden an die Monate nach der Ermordung seiner Mutter - von den aktuellen Ermittlungen ab. Dass der Mord als "Cold Case" auf Drängen von Richard neu aufgerollt wird, ohne dass es neue Beweise gibt, erscheint wenig realistisch, auch wenn es willkürlich mit "Vitamin B" erklärt wird. Weitaus irritierender sind die vielen unlogischen Einzelheiten, die beim Lesen negativ aufstoßen: ein Abteilungsinspektor, der kein Englisch spricht? Ein Mini-Reihenhaus in Wien, das über einen Treppenlift verfügt? Ein durch einen Gehbehinderten in der Mikrowelle zerstörte Festplatten, die in einem Papierkorb im Schlafzimmer aufgefunden werden? Auch wenn der zweite Band etwas unterhaltsamer ist, als der Vorgänger, waren mir auch dieses Mal die Ermittlungen zu unprofessionell. Zudem wirkte der Roman mit den vielen zu bewältigenden Themen Multiple Sklerose und weitere Erkrankungen, Medikamentenversuche, Hacking, militante Tierschützer, Suche nach den eigenen Wurzeln und persönliche Traumata wieder völlig überladen. Das Ende ist wie in Band 1 etwas offen und zeigt, dass die Bedrohung gegen Theres Lend noch weiter besteht. Allem Anschein nach muss es noch einen dritten Teil der Richard-Schwarz-Reihe geben.