thursdaynext
Bewusstseinserweiterung eines Killerbots SciFi FreundInnen kennen sicher Isaac Asimovs legendäre Robotergesetze? Vergesst sie wenn ihr dieses Buch lest. In dieser Zukunft sind sie nicht mehr gültig. „Tagebuch eines Killerbots“, der erste Band von Martha Wells Killerbot Serie gewann unter anderem den Nebula- den Locus und den Hugo Award. Der Netzwerkeffekt ist ihr zweiter Band der Reihe und handelt von SecUnit, einer Security-Einheit in menschlicher Gestalt mit einigen biologischen Anteilen, wozu allerdings erfreulicherweise kein Verdauungssystem gehört. Eine humanoide teilbiologische KI mit fetter Wummenausstattung und erheblichen kämpferischen Möglichkeiten. SecUnit ist weiblich und wird von ihren Informationsdrohnen umschwärmt wie eine Bienenkönigin, wenn sie sie nicht gerade zur Erkundung oder Verteidigung vorausschickt. Sie liebt es Serien zu bingen und erinnert mit ihrem Beschützerinstikt ein wenig an einen freundlichen, aber Feinden gegenüber extrem gefährlichen Hund, der eigentlich nur in Ruhe sein Fressi haben mag. Im Debüt der Reihe, das ich nicht kenne, hat sie sich von ihrem Eignerkonzern samt des mörderischen Chef Moduls in ihrem „Gehirn“ das sie bei Bedarf eliminieren kann, mittels menschlicher Unterstützung befreit. Dieses Wissen aus dem ersten Band wird durch Einschübe in Form von „Help Files“ zusammen mit etlichen anderen Details aus ihrer Vergangenheit nach und nach transparent. Es ist also gut möglich den „Netzwerkeffekt“ auch ohne Vorwissen einzelständig zu lesen. Wells spricht mit ihrem Stil der erzählenden nur auf ihr Innenleben beschränkten KI sicher die Actionfans unter den LeserInnen an, denn die Story rasant zu nennen ist untertrieben. Es geht richtig ab von Beginn an. Da wird gekämpft, nicht nur gegen äußere materielle Feinde, auch die inneren „Dämonen“ einer psychisch unsicheren KI haben ihren Auftritt. Die Schreibe ist, auch bedingt durch die Person der Ich-Erzählerin und ihrer eingeschränkten SecUnit Sichtweise sehr straight, literarische Feinheiten sind nicht zu finden. Wer sprachlichen Finessen eher abgeneigt ist bekommt so einen direkten und sehr niedrigschwelligen Einblick in die Denkweise einer künstlichen Intelligenz. Für anspruchvollere SciFi LiebhaberInnen ist diese starke Vereinfachung auch aufgrund des Erzählstils und trotz der fast permanenten Action ein wenig ermüdend. Zudem wird hier erstaunlich humorbefreit berichtet, abgesehen von SecUnits Verbindung zu „Fifo“, das ist der Spitzname für Perihelion, den Bot-Pilot eines Forschungsraumschiffes (Fieses Forschungsschiff) der bei ihrer Rettung in Band Eins beteiligt war und mit dem sie eine tiefe Freundschaft verbindet. Diese Dialogsequenzen zwischen den beiden KIs sind ganz unterhaltsam im Stil eines Buddy Movies. Abseits der etwas in die Länge gezogenen, aber dennoch weitgehend spannenden Story um die Suche nach dem Endgegner, dem Ziel-Control-System wie es im Roman genannt wird ist das Grundthema dieses Romans wieder einmal die Empfindungsfähigkeit hochkomplexer künstlicher Intelligenz und der Umgang der Menschen damit. Hier gibt es klar die Unterscheidung in Gut und Böse. Das wurde schon in vielen anderen Romanen sprachlich besser erzählt. In „Der Netzwerkeffekt“ gibt es allerdings ein paar Kampfsequenzen in denen Malware und Software tragende Rollen spielen, dafür lohnt es sich diesen SciFi zu schmökern.