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Zeitabenteuer Zeitreisen scheinen momentan en vogue zu sein. Diese wissenschaftlich begründeten sollte man nicht verpassen. Ich habe jetzt ebenfalls wieder eine unternommen. Passenderweise in ein Buch dessen Grundthema, exakt, Zeitreisen sind, auch wenn Direktor Bairstowe des Historischen Instituts St. Mary’s sie absolut nicht so genannt haben möchte. Die Zeitlinie ist nicht nur fragil, die Zeit selbst weiß sich zu verteidigen bevor es zu Paradoxien kommt. Doktor Maxwells skurriles Zeitexperiment benutzt verschiedene Zeiten. Das ist dramaturgisch auch nötig, denn sonst ginge es den Hauptfiguren wie jenen aus George R. R. Martins „Lied von Eis und Feuer“. Aber zurück zu meiner Reise, ich habe diesen Roman bereits letztes Jahr gelesen. Im Original, auf Englisch. Ich bin Jodi Taylor, der Autorin dieser bisher 12 bändigen Serie komplett verfallen. Sie ist witzig, tragisch, spannend, dramatisch, informativ und großartig. So bin ich also wieder zu Dokter Maxwell, genannt Max und ihren neugierigen ForscherfreundInnen zurückgekehrt und es war erneut ein großes Vergnügen. Bereits das Leben in Troja, vor dem Krieg und kurz vor Beginn des Falls dieser beieinddruckenden Mauern war ein Highlight. Dazu noch die Schlacht von Azincourt und ihr unerwarteter Ausgang für Engländer und Franzosen. Die ersten Schritte unserer Vorfahren vor ca. 130 000 bis 60 000 Jahren auf einen neuen Kontinent. Jener Meerenge im Roten Meer an welcher der zweite und einzig erfolgreiche Übertritt nach Europa erfolgte. All das kann man mit Madeleine Maxwell erleben. Blood Sweat and Tears machen das Historikerdasein aus. Ab und an wird es ein wenig philosophisch. Taylor versteht es ihre LeserInnen bei der Stange zu halten, sie entwickelt ihre Figuren gemächlich, gesteht jeder von ihnen ein Eigenleben zu und verfolgt, wie ich nach Lektüre von Band 12 bereits weiß, eine stringente Erzählidee die sich trotz aller Abweichungen, Wirren und überaschenden Handlungsentwicklungen. So ist der dritte Band recht düster geworden, auch privat geht es Max an den Kragen und was dann folgt ist aberwitzig. Es lohnt sich unbedingt die Reihe weiter zu verfolgen und seltsamerweise, fand ich die Übersetzung diesmal flüssiger als in den vorherigen Bänden obwohl die Übersetzerin noch immer Marianne Schmidt ist. Ein Manko gibt es leider, das Jodi Taylor anzulasten ist, die glücklicherweise raren Sexszenen sind schwülstig. Leon ist für Max der Beste, ja, man weiß es, immer wieder ist es in kleinen Details zu entnehmen da hätte es nicht noch die zusätzliche Verdeutlichung gebraucht. Aber irgendjemand wird es sicher mögen und ist da gänzlich anderer Ansicht. Der überwiegende Teil des Romans ist durchaus positiv, besonders der trockene englische Humor hat es in sich und mit ihrer Hauptfigur Madeleine Maxwell deren Verwirrung stiftende Dialogpraxis, besonders mit Vorgesetzten, ein immerwährender Freudenquell ist, kann Jodi Taylor gar nichts falsch machen. Historisches Soglesen mit Ausflügen in die Zukunft in der sich vielleicht auch irgendwann klären wird, weshalb die Pods vom St. Mary’s Institut grundsätzlich nach Kohl stinken.