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Merle

Posted on 1.3.2021

Schon der Klappentext hat mich direkt angesprochen und ich habe mich auf eine spannende und temporeiche Geschichte gefreut, allerdings wurde meiner Begeisterung sehr schnell ein kleiner Dämpfer versetzt. Ich tat mich zunächst etwas schwer mit dem Schreibstil. Nicht weil es schlecht geschrieben war, sondern weil es hier einen personalen Erzähler gibt, der aus der Sicht beinahe jedes Charakters erzählt und dabei vergnügt zwischen den Perspektiven hin und herspringt, ohne dass es auf den ersten Blick erkennbar ist. Dadurch habe ich eine Weile gebraucht bis ich wirklich in der Handlung drin war und mich nicht jeder Perspektivenwechsel aufs Neue verwirrt hat. Abgesehen davon konnte mich die Autorin aber mit ihrem sehr bildhaften Schreibstil komplett abholen. Die Schauplätze sind so lebhaft beschrieben, dass ich nicht nur einmal das Gefühl hatte zusammen mit Tia durch die Straßen Brüssels im Jahre 1830 zu laufen. Auch die Dialoge waren wunderbar lebendig und authentisch geschrieben. Hinzukommt noch allerdings noch, dass die erste Hälfte recht langatmig ist. Rückblickend war das auch gar nicht so schlecht, denn es wurde so ganz gut in die recht komplexen Personenkonstellationen und in die Welt der Zeitreisen eingeführt, aber während des Lesens war es manchmal etwas ermüdend. Ab der zweiten Hälfte hat die Handlung dann immer mehr Fahrt aufgenommen, die Handlung hat sich immer mehr zugespitzt und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Und das Ende! 🤯 Falls also jemand das Buch gelesen hat oder noch lesen wird: ICH HABE REDEBEDARF! Trotz der für mich gewöhnungsbedürftigen Schreibweise konnte ich mich sehr gut in die Gefühlslage der Charaktere versetzen. Die Autorin hat durchweg interessante Charaktere geschaffen, besonders die Zeitreisenden Frederik und Bence fand ich in ihrer Tiefe und ihrer Dynamik zueinander absolut herrlich. Und ich muss gestehen, dass ich mein Herz ein wenig an den Griesgram Bence verloren habe 🙈 Auch Tia mochte ich sehr gerne und sie wurde mir mit jeder Seite sympathischer, obwohl sie manchmal recht unbedacht und eigensinnig gehandelt hat, aber in meinen Augen war das immer absolut passend zu ihrem Charakter. Und mal ehrlich, ihr würdet sicherlich auch nicht immer ganz durchdacht handeln, wenn ihr euch plötzlich im 19. Jahrhundert wiederfinden würdet. Wer nun eine süße Lovestory zwischen all dem Zeitreisechaos erwartet, muss ich leider enttäuschen. Tatsächlich habe ich auch fest mit der ein oder anderen Liebelei gerechnet, aber ich fand es herrlich erfrischend, dass sich wirklich einfach nur auf das eigentliche Problem konzentriert wurde. Auch wenn ich mir oft eine Liebesgeschichte wünsche, so hat sie mir dieses Mal überhaupt nicht gefehlt. Obwohl die Geschichte im 19. Jahrhundert in Brüssel spielt, sind die Charaktere widererwarten ziemlich divers, sei es in ihren Nationalitäten oder ihrer Sexualität. Besonders mit Blick auf Fantasyliteratur hat das für etwas frischen Wind gesorgt. THE SEARCHERS ist keine leichte Lektüre, allein schon wegen der Zeitreise-Thematik und der damit einhergehenden Begriffe, aber sobald man diese erstmal verinnerlicht hat, ist man ziemlich schnell in der Handlung drin und kann voll und ganz im 19. Jahrhundert abtauchen. Was ich, als Geschichtsstudentin, auch besonders toll fand, waren die Verknüpfungen zu realen historischen Ereignissen, die zwar oft nur am Rande vorkamen, aber trotzdem einen schönen Rahmen für die Handlung bildeten und zusätzlich für ein authentisches Setting sorgten. Auch das Cover finde ich wunderschön - die Farben sind absolut harmonisch und es spiegelt wunderbar die Stimmung des Buches wieder. THE SEARCHERS: AWAKENING ist voller Humor und Freundschaft, aber auch voll von Spannung und unvorhersehbarer Wendungen und verdient auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit.

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