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Merle

Posted on 1.3.2021

Annemaries bildhafter und locker-leichte Schreibstil hat es mir leicht gemacht komplett in dieser fantastischen Welt zu versinken. Wunderbar detailreich, ohne sich dabei zu sehr zu verlieren, beschreibt sie eine Welt, die in einem ewigen Winter feststeckt und nimmt uns mit auf eine fantastische Reise durch Alkator. Nach so vielen Seiten Winter und Schnee hat Annemarie es auch geschafft, mir den Winter etwas schmackhafter zu machen, auch wenn ich auf einen ewigen Winter gut verzichten kann :D Von der ersten Seite konnte mich die Geschichte in ihren Bann ziehen und die Seiten sind nur so dahingeflogen, angenehm hierbei fand ich auch die unterschiedlichen Kapitellängen. Mit etwa 430 Seiten ist das Buch schon etwas dicker, aber tatsächlich habe ich davon beim Lesen überhaupt nichts gemerkt und war ehrlich gesagt etwas überrascht als ich etwas später die Printausgabe zum ersten Mal in den Händen hielt. Lasst euch also nicht von der Seitenzahl abschrecken, denn die Seiten werden wirklich einfach nur so dahinfliegen. Die Charaktere sind vielfältig, facettenreich und jeder ist mir auf seine ganz eigene Art an mein Herz gewachsen, wobei ich einen ganz klaren Favoriten habe, aber ich verrate nicht wen, dafür müsst ihr das Buch schon selber lesen. Aber vielleicht ist es ja Lilja, die Feuergeborene, die auf der Suche nach ihrem Bruder auch zu sich selbst findet. Oder aber Akjir, der geheimnisvolle Fremde, der sich nicht nur in Liljas Herz schleicht oder vielleicht ist es auch Lerø, der mit seinem guten Aussehen jedes Mädchen um den Finger wickeln kann und dabei ein Geheimnis mit sich herumträgt, das nicht mal seine Zwillingsschwester kennt. Aber vielleicht begegnen wir meinem heimlichen Favoriten auch erst auf der Reise und ganz vielleicht hat er es mir nicht leicht gemacht ihn zu mögen, aber trotzdem habe ich mein Herz an ihn verloren. Jede*r Einzelne von ihnen wirkte authentisch und greifbar für mich und auch die Chemie zwischen den Charakteren fand ich unfassbar gut. Während man die Charaktere immer besser kennenlernt, merkt man schnell, dass jede*r ein Päckchen zu tragen hat und der Schein oft trügen kann - macht euch also auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle gefasst. Ihr werdet lachen, weinen, staunen und alles hinterfragen, aber vor allem anderen werdet ihr es (hoffentlich) lieben, so wie ich es getan habe. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Liljas Sicht erzählt und es vergeht kein Absatz, in dem nicht klar wird, was sie fühlt oder denkt. Dadurch fühlte ich mich sehr verbunden mit ihr und konnte diese Geschichte nochmal auf einer viel emotionaleren Ebene greifen, weshalb am Ende auch das ein oder andere Tränchen lief. Annemarie hat ein unglaubliches Gespür für Emotionen und schafft es diese eindrücklich an den/die Leser*in zu transportieren. Einige Kapitel sind auch aus der Akjirs Sicht geschrieben, wodurch man als Leser*in Lilja manchmal etwas voraus war, denn Akjir gehört nicht gerade zu den mitteilsamen Reisegefährten, weshalb Lilja ihn oft nicht richtig einschätzen konnte, aber auch als Leser*in erfährt man nur so viel, wie Akjir einen wissen lassen möchte und behält seine Geheimnisse lieber für sich. Während sich die Spannung beständig aufgebaut hat und die Magie auf jeder Seite zu spüren war, wechselten sich spannungsgeladene Kampfszenen mit einfühlsamen Gesprächen und Momenten ab und bereitete den/die Leser*in trotzdem nicht mal im Ansatz auf das fulminante Ende vor, obwohl die vorangegangenen Plotwists schon einen gewissen Vorgeschmack geliefert haben. Obwohl ich wirklich jede einzelne Seite wahnsinnig geliebt habe, habe ich auch zwei wirklich winzig kleine Kritikpunkte, die ich euch der Ehrlichkeit halber nicht vorenthalten möchte. Zum einen gab es einen Moment in der Geschichte, der super wichtig war, aber von Lilja wahnsinnig schnell abgetan wurde. Das war irgendwie so "Boom! Krasse Info!", aber Lilja nur so "Ja, egal. Ich will meinen Bruder finden." Rückblickend war diese Reaktion absolut passend zu ihrem Charakter und passte auch gut zu ihrem derzeitigen Entwicklungsstand, aber während des Lesen hätte ich mir irgendwie etwas mehr gewünscht - mehr Auseinandersetzung, mehr Dialog. Der andere kleine Kritikpunkt ist, dass es ein, zwei Momente gab, in denen ich den Szenenwechsel nicht sofort nachvollziehen konnte und kurzzeitig leicht verwirrt war, wo wir uns jetzt befinden, aber vielleicht war das auch einfach nur meiner Müdigkeit zu dem Zeitpunkt geschuldet. Ihr seht also, dass meine Kritikpunkte wirklich nur minimal sind und bei meiner Bewertung auch überhaupt nichts ins Gewicht fallen werden. Während man Lilja auf ihrer Reise durch das frostige Alkator begleitet, lernt man nicht nur eine fantastische Welt kennen, sondern lernt auch, dass der erste Eindruck, den man von einem Menschen hat, oftmals nicht der richtige ist, egal ob in positiver oder negativer Weise. Es lohnt sich also immer ein zweiter Blick. Bei diesem Buch brauchte ich allerdings keinen zweiten Blick. ZWILLINGSKRONEN ist eine wunderbar durchdachte Geschichte mit vielschichtigen und undurchschaubaren Charakteren, die mir alle schnell ans Herz gewachsen sind. Wenn ihr also bereit seid für eine Gefühlsachterbahnfahrt, dann lest dieses Buch und lasst euch von Annemarie nach Alkator entführen.

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