bella5
„All die dunklen Lügen“ ist der zweite Band der Ellery-Hathaway-Reihe. Obwohl ich den ersten Band („Wie viele willst du töten“) nicht gelesen habe, hatte ich bei der Lektüre keine Verständnisschwierigkeiten, da die Autorin Joanna Schaffhausen alle wichtigen Informationen in Band zwei integriert. Meines Erachtens sind also keine Vorkenntnisse nötig, Band zwei kann man prima als stand alone lesen. Worum geht’s? Der FBI-Agent Reed Markham bittet die Polizistin Ellery Hathaway um Hilfe. Er will einen besonderen Cold Case aufklären. In den 1970er Jahren wurde seine leibliche Mutter (eine Puertoricanerin) brutal ermordet. Reed wurde als Kind vom aufstrebenden Politiker Angus Markham adoptiert, es fehlte ihm an nichts. Dennoch lässt ihm die Suche nach seinen Wurzeln keine Ruhe – wer ermordete seine Mutter? War es ein Serienmörder? Auch eine Prostituierte wurde getötet, die Ermittlungsbehörden sahen aber keinen Zusammenhang zwischen den Fällen. Hatte womöglich ein korrupter Polizist seine Finger im Spiel? Als das Ermittlerduo beginnt, einer heißen Spur zu folgen, stößt es auf eine Mauer des Schweigens… Der Prolog war unheimlich spannend, er bietet einen Blick in die Vergangenheit. Dann beginnt die eigentliche, lineare Erzählung. Die Protagonisten sind gut charakterisiert, man fiebert sofort mit ihnen mit. Mir waren Reed und Ellery sehr sympathisch, sie haben eine besondere Verbindung zueinander. Die restlichen Figuren sind hinreichend charakterisiert, da sie jedoch in den Hintergrund treten, bleiben sie eher blass. Eine besondere Rolle spielt Ellerys Hund „Speed Bump“. Die Geschichte wird flüssig erzählt, es gibt keine Längen in der Handlung, und man möchte als Leser/in stets wissen, was als Nächstes geschehen wird. „All die dunklen Lügen“ ist jedoch nicht so düster und brutal, wie der Titel klingt, auch wenn es Szenen gibt, die ich als bedrückend empfunden habe. Der Roman ist solide geplottet, das pacing ist genau richtig, einen pageturner mit einem packenden Showdown darf man jedoch nicht erwarten. Die Krimi - Handlung dominiert nicht, der Fokus liegt meines Erachtens mehr auf der Beziehung der Figuren zueinander, was kein Nachteil sein muss. Die Beschreibungen sind plastisch, beim Lesen fühlte ich mich, als würde ich einen Hollywoodfilm schauen. Den Handlungsverlauf fand ich jedoch vorhersehbar, für mich gab es keine verblüffenden Wendungen oder unvorhersehbare Überraschungsmomente, was auch damit zusammenhängen kann, dass Schaffhausen jeden Konflikt im Roman relativ schnell auflöst. Allzu flach ist die Geschichte dennoch nicht. Erzähltechnisch dominieren Dialoge, das fand ich etwas gewöhnungsbedürftig. Mir ist auch nicht ganz klar, weshalb dieser zweite deutsche Teil im englischen Original der dritte Band der Reihe ist. Fazit: Perfekte Unterhaltung für Zwischendurch! Trotz kleiner Mängel habe ich „All die dunklen Lügen“ gerne gelesen, daher habe ich auch den ersten Band der Reihe auf meine Leseliste gesetzt.