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gwyn

Posted on 28.2.2021

«Jedes literarische Werk steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit seiner Figuren. Deshalb muss der Autor zwischen ein-, zwei- und dreidimensionalen Figuren unterscheiden lernen.» Dieser Schreibratgeber ist erstmals 1993 erschienen und ist meiner Meinung nach bis heute ein Standardwerk in der Schreib-Literatur. «Nur eine Leiche ist frei von Widersprüchen», ein Satz, der im Prinzip alles sagt. Nicht jeder ist stets gut oder schlecht. Leseridentifikation ist das erste Stichwort. Der Leser muss sich nicht selbst in einer Figur wiederfinden – sondern der Schreibende muss eine Figur erschaffen, die dem Leser bekannt erscheint: Ja, so eine/n kenne ich! Und es geht darum, Gefühle zu transportieren, den Leser emotional zu erreichen. Warum tickt einer so, wie er tickt? Warum tut er dies oder jenes, bzw. eben nicht? Genau das muss der/die Autor*in verstehen, um die Figur im Griff zu haben. Larjos Egri erklärt, wie man dreidimensionale Charaktere entwirft. Lebensläufe mit allen Widersprüchen, Motivation und Konflikten. Das ist ein Stichwort – Keine Story, kein Dialog ohne Konflikt! Backstory und die Entwicklung einer Figur und Wandlung, denn nur im Konflikt zeigt eine Person alle Facetten des Charakters. «Eine Story sollte mit einer Grenzverletzung beginnen. Damit wird die Krise eingeleitet, eine Entscheidung ist unausweichlich.» Wer nun aber meint, er findet hier einen Baukasten, um seine Figuren zu entwickeln, den muss ich enttäuschen. Es geht um das Grundverständnis, was es braucht, um seine Charaktere gut aufzustellen, um die Wichtigkeit, dies im Vorfeld zu entwickeln. Sicher, das eine oder andere klingt etwas altbacken im Rollenverständnis – das Buch ist von 1993 – aber insgesamt stimmt das Prozedere. Ein Klassiker, ein gutes Standardwerk, wenn man sich mit der Figurenentwicklung befassen mag. Lajos Egri arbeitete als Journalist und freier Schriftsteller. Er gründete die Egri School of Writing und schrieb sein heute als Klassiker angesehenes Buch The Art of Dramatic Writing, das in 17 Sprachen übersetzt wurde. Lajos Egri wird von Theater-, Hörspiel-, Drehbuch- und Romanautoren in aller Welt geschätzt. Seine Bücher werden an vielen Universitäten wie Harvard, Yale, Princeton, Stanford und New York University eingesetzt.

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