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stricki

Posted on 28.2.2021

Verhängnisvolle Leidenschaft Ich wollte mich gern ins Paris des 17. Jahrhunderts zurück versetzen lassen, als das Brot knapp war und das Volk darbte, während der Adel protzte. Stattdessen erwartete mich eine kitschige, unglaubwürdige Liebesgeschichte zwischen der Ehefrau des Buchbinders und deren Angestellten Paul, die den Untergang der Familie besiegelte. Muss man mögen, dass sich die beiden Liebenden einfach so in Leidenschaft nach einander verzehren, dass die körperliche Anziehungskraft das Gehirn ausschaltet. Paul hat ein Faible für die Frauen seiner Chefs, für Frauen insgesamt, wobei es ihm mehr um Macht geht als um Liebe. Das Buch beginnt mit einer sehr detaillierten, ermüdenden Darstellung des höfischen Lebens, was dann aber im weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle mehr spielt. Fakt ist, den Franzosen geht es nicht gut, viele sind arbeitslos, sie hungern, sie sind krank. Spottschriften kursieren und sorgen für Unruhen. Der junge Buchbinder Paul flieht, nachdem sein Verhältnis mit der Frau seines Chefs aufgeflogen ist. Er landet in Paris, wird vom Buchbinder Larcher großzügig aufgenommen, und beginnt sofort eine Affäre mit dessen Frau Marianne. Nicht gut, schmiedet er ein Komplott mit Marianne, sie bestehlen den armen Mann und bringen ihn an den Galgen. Es folgen Irrungen und Wirrungen, Not und Elend für Marianne, natürlich, während Paul sich in anderen Armen amüsiert. Dann gibt es noch ein bisschen Politik, Buchbinder ist ein gefährlicher Beruf, wenn die Staatsmacht danach trachtet, den Urhebern von Schmähbriefen und Spottschriften den Garaus zu machen. Hier habe ich nur noch quergelesen und keinen Zusammenhang zwischen neu hinzugekommenen Figuren und den vorhandenen erkennen können. Hierbei handelte es sich wohl um die Lebenswege des Sohnes der Larches, der in die weite Welt hinaus zog und zurückkehrte, um dann vor den Trümmern der Existenz seiner Familie zu stehen. Mein Fazit: Ich hasse kitschige Liebesgeschichten, und diese hier ist ziemlich schlimm. Der Absturz der Larchers hat hier aber deutlich mehr mit dem Verrat der beiden "Liebenden" zu tun, als mit der damaligen politischen Situation. Es wirkt auf mich aber nicht so, als ob die Autorin aufzeigen möchte, dass sich politisches und privates oftmals vermischen, es scheint eher zufällig. Die Szenen am Hof haben etwas lähmendes, langweiliges, so habe ich nicht verstanden, was es mit dem alten kranken Ludwig und seinen ganzen Frauen auf sich hat. Mir fehlt es hier eindeutig an Tiefe und an Raffinesse.

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