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Hoppsi

Posted on 27.2.2021

Selten schreibe ich irgendetwas zu einem Cover, aber bei diesem Buch muss ich einfach eine Ausnahme machen. Das Cover ist einfach so ausdruckstark und zieht einen immer wieder in den Bann. Lange hatte ich kein Buch mehr in der Hand dessen Cover mich so begeistert hat. Marco Missiroli setzt sich in seinem Buch intensiv mit dem Thema Treue auseinander. Dabei geht es wie ich zunächst vermutet hätte nicht nur rein um die Treue innerhalb einer Partnerschaft. Es geht auch darum sich selbst treu zu bleiben, die Treue von Tieren und auch gegenüber der Familie. Ungewöhnlich ist der Schreibstil, er ist auf einem hohen sprachlichen Niveau, was der ganzen Geschichte meiner Meinung nach eine größere Bedeutung gibt. Anders als in vielen Büchern, ist auch, dass es keine Kapitel gibt und die Personen die wir begleiten sehr oft wechseln. Dabei geht der Autor geschickt vor. Wir sind in einer Vorlesung, von Carlo, der diese verlässt weil seine Frau unten sitzt. Die beiden unterhalten sich kurz und nun folgen wir Margherita, die zur Physiotherapie geht und dort auf ihren Therapeuten Andrea trifft. Die Handlung geht nun aus seiner Sicht weiter. Ich finde den Wechsel der Akteure extrem spannend und gelungen, dies verlangt allerdings auch eine hohe Konzentration beim Lesen. Hauptsächlich geht es um die Beziehung von Carlo und Margherita, es geht um ein Missverständnis mit einer Studentin und das Vertrauen der beiden in ihre Ehe. Doch war es denn wirklich nur ein Missverständnis. Tief begeben wir uns in die Gedanken und Gefühlswelt von Carlo. Aber nicht nur von ihm, auch in die seiner Frau, die sich in Phantasien flüchtet und um ihre Ehe bangt. Doch bleibt es nur bei Phantasien? Wie weit ist jeder der beiden bereit zu gehen? Für eine kurze Befriedigung einer tiefen Lust, wie fühlt es sich an Grenzen zu überschreiten und wie kann man damit Leben? Anna, die Mutter von Margherita, fand nach dem Tod ihres Mannes heraus, dass es eine andere gab, was genau passiert ist, weiß sie nicht, wahrscheinlich war es nur einmal und doch nagt diese Entdeckung an ihrem Herzen. Es ist kein leichtes Buch, weder von der Emotionalität, Brutalität und den menschlichen Abgründen und doch ist es so authentisch und nah beschrieben, dass man ganz gefangen genommen wird. Ein kleiner Schatz, der sich im Grunde genommen mit dem Thema Freiheit und den eigenen Werten auseinandersetzt. Lesenswert.

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