seeker7
Die Autorin bietet ein sehr ambivalentes Lesevergnügen: Für die erste Hälfte würde ich vier bis fünf Sterne geben, für den zweiten Teil zwei bis drei. Das Buch startet mit einem dynamischen Plot, der einen wirklich gefangen nimmt. Der spontane(?) Tausch von zwei Flugtickets führt die beiden Protagonistinnen in echte existentielle Ausnahmesituationen. Zwei zeitlich versetze Erzählstränge verbinden die beiden interessanten Frauenschicksale. CLARK schreibt keinen klassischen Thriller; glücklicher Weise wird die durchaus vorhandene Spannung nicht durch die Schilderung von Brutalität erzeugt. Thematisch geht es um zwei Bereiche: Männergewalt in den "besseren" Kreisen und die verzweifelte Suche nach Zugehörigkeit und familiärer Einbindung. Männer kommen in diesem Roman insgesamt nicht besonders gut weg (was keineswegs ein Makel ist). Die Biografien und Lebenssituationen der beiden Frauen werden mit viel Einfühlungsvermögen und einem guten Blick für (innere) Prozesse dargeboten. So entsteht viel Raum zur Identifikation. Es werden "echte" Person beschrieben, mit Widersprüchen und Brüchen, keine eindimensionalen Abziehbilder. Doch irgendwann verliert sich die Geschichte in endlosen Reflexionen und Ambivalenzen. Alternative Entscheidungen werden einfach zu oft durchgekaut. Am Ende kann man es z.B. kaum aushalten, dass es eine der beiden Frauen einfach nicht schafft, sich aus einer ganz offensichtlich gefährlichen Situation zu lösen. Insgesamt eine Menge Tempoverlust auf freier Strecke. Schade.