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letterrausch

Posted on 25.2.2021

In „City of Glass“, dem dritten Band der „Chroniken der Unterwelt“ von Cassandra Clare, hat die Autorin einen finalen Schlussstrich unter Vieles gesetzt: Da wäre zum einen der Bösewicht Valentine, der unsere Helden drei Bände lang in Atem gehalten hat. Da wäre das Koma von Clarys Mutter. Und da wäre auch die Tatsache, dass Jace und Clary eben nicht verwandt sind. Halleluja! Der vierte Band markiert also eine Art Neustart für die Serie, denn Clare braucht einen neuen Bösewicht, neue Hindernisse für unsere Helden und interessante Twists für deren Beziehungen zueinander. „City of Glass“ war sehr actiongeladen, ständig passierte irgendetwas Spannendes, das die Handlung in die eine oder andere Richtung trieb. In „City of Fallen Angels“ nun schlägt Cassandra Clare einen anderen Ton an. Klar, es gibt einen Plot und auch einen (oder zwei) neue Bösewichte, doch einen großen Teil des Romans verwendet die Autorin auf ihre Charaktere. Das macht durchaus Laune, da sie Figuren zusammensteckt, die bisher nichts oder nicht gern etwas miteinander zu tun gehabt haben (z.B. Jace und Simon). Das sorgt für einige erheiternde Szenen, aber auch für neue Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren. Außerdem dürfen nun endlich Clary und Jace hochoffiziell verliebt ineinander sein, das junge Glück wird aber von der Tatsache getrübt, dass Jace von Alpträumen geplagt wird, in denen er Clary tötet. Da er glaubt, langsam den Verstand zu verlieren, ist er nicht gerade erpicht darauf, allzu viel Zeit mit Clary zu verbringen – schließlich hat er Angst, ihr etwas anzutun. Dass er ihr aus dem Weg geht, kapiert auch Clary recht bald und befürchtet, Jace hätte vor, sie abzuservieren. Fazit: Es kann ganz schön anstrengend sein, als Teenager verliebt zu sein. Dass hinter diesen Alpträumen ein ganz anderer Plan steckt, wird erst relativ spät klar. Und wo Cassandra Clare bisher Mitleid mit ihren Lesern hatte und jeder Roman eine in sich abgeschlossene Einheit war, da präsentiert sie in „City of Fallen Angels“ nun einen bösen Cliffhanger, der sofort zum nächsten Band greifen lässt. Weniger Action, mehr Charakterstudie ist also diesmal die Devise. Die Zeit kann sie sich durchaus nehmen, schließlich hat sie mitterweile ein relativ großes Figurenensemble angehäuft, das sie ihren geneigten Lesern ja irgendwie nahebringen muss. Dabei konzentriert sie sich allerdings auf ihre jugendlichen Charaktere – Clarys Mutter Jocelyn und ihr plötzlich Verlobter Luke spielen zwar eine Rolle, doch so richtig warm wird man mit ihnen nicht. Ihre Motive werden nicht so recht erforscht, und über die Tatsache hinaus, dass Jocelyn ihre Tochter beschützen will (überraschende Motivation, noch nie dagewesen), hat sie eigentlich keine eigenen Gedanken und Gefühle. Das ist etwas schade, hat man doch drei Bände darauf gewartet, dass sie aus dem Koma erwacht. Da hätte die Autorin sich ruhig etwas Interessanteres als nur eine Hochzeit für sie ausdenken dürfen. Alles in allem handelt es sich bei „City of Fallen Angels“ wieder um solide Unterhaltung, die man wunderbar verschlingen kann. Die Suchtgefahr bleibt hoch, ob der Roman hinter dem Vorgängerband zurückbleibt. Es gibt große Gefühle und große Gefahren. Eben überhaupt nicht so wie im richtigen Leben. Herrlicher Eskapismus!

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