Lara
Positiv hervorzuheben ist, dass man als Leser recht schnell in das Geschehen hineinkommt und sich gut in dem Umfeld zurechtfindet. Man gewöhnt sich an die ungewöhnliche Erzählweise, auf welche ich später noch näher eingehen möchte, und freundet sich mit den Protagonisten an. Diese werden dem Leser durch zahlreiche Hintergrundinformationen näher gebracht, sodass mich gut in ihre Lage hineinversetzen konnte. Alle auftauchenden Charaktere verhalten sich nachvollziehbar, wenn aber teilweise etwas zu einfach gestrickt. Die Hauptfiguren glänzen durch ihren vielschichtigen Charakter, alle anderen Figuren werden jedoch auf ihr stärkstes Charaktermerkmal reduziert und ihre Beweggründe bleiben teilweise im Dunkeln. Einen komplexen, ausgetüftelten Handlungsstrang gibt es in vorliegender Lektüre nicht. Die Besonderheit ist hier, dass zwei unterschiedliche Personen, die aus zwei unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen stammen – und deshalb auch über unterschiedliche Wertevorstellungen verfügen – aufeinander treffen. Dies ist interessant anzusehen. Außerdem ist die Geschichte trotz ihrer Richtung, die sie einschlägt, und welche sie dem Leser auch jederzeit offensichtlich aufzeigt, nie langweilig, sondern gar gepaart mit einzelnen unvorhergesehenen Wendungen, die mir gut gefallen haben. „Noch bevor wir geliefert haben, weiß ich, dass wir geliefert sind.“ (S.7, „Nicu & Jess“) Kommen wir zurück zu einem Aspekt, den ich zu Beginn kurz angeschnitten habe. Der Schreibstil ist etwas, was „Nicu & Jess“ von anderen Jugendbüchern auf dem Markt unterscheidet. Die einzelnen Kapitel sind notiert wie ein Gedicht. Dabei haben mir die Formulierungen, die die beiden Autoren benutzt haben, gut gefallen, da sie einen Handlungsverlauf, der sich nicht stark von anderen Genrevertretern unterscheidet, auf neue Art und Weise erzählen. Dabei wechseln sich die beiden, schon im Buchtitel genannten Protagonisten Nicu und Jess bei der Erzählperspektive ab.